Viele Patienten, die das erste Mal in der Physiotherapie sind, wissen nicht, was sie dort erwartet und was der Standard sein sollte. Mit diesem Beitrag versuche ich, dies zu klären.

Damit wir Therapeuten eine hohe Qualität gewährleisten können, sieht eine Behandlung im Grundgerüst immer ähnlich aus. Gewisse Bausteine müssen sowohl im Befund als auch in der therapeutischen Umsetzung Platz finden.

Dazu gehört erstens eine „Amnese“, das heisst ein Eingangsgespräch. Viele Patienten wundern sich darüber, dass wir Therapeuten zu Beginn ähnliche Fragen stellen wie der Arzt. Ohne eine strukturierte Anamnese können wir jedoch nicht die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Darunter leidet in Folge die gesamte Behandlung und wir können das gewünschte Ziel des Patienten nicht erreichen.

Was hilft, ist, wenn der Patient sich im Vorfeld überlegt, warum er überhaupt in die Physiotherapie geht. Die Antwort darauf sollte er nicht allein in der Überweisung vom Arzt finden.

Die wesentlichsten Eckpfeiler einer qualitativ hochwertigen physiotherapeutischen Behandlung sind wie folgt:

  • Anamnese: Hier nehmen wir Therapeuten die wichtigsten Hintergrunddaten des Patienten auf. Dazu gehören die Ursache der Problematik (sei es ein Unfall oder eine langsam einschleichende Symptomatik); der Verlauf der Symptome über die Zeit; Zusatzbefunde (andere Erkrankungen und Medikamenteneinnahme); Befunde von bildgebenden Verfahren (Röntgen, MRI oder CT).  Ein Physiotherapeut ist aber kein Radiologe. Die Untersuchungs-Ergebnisse sind hilfreich und wichtig. Die Interpretation von Röntgen- und MRI-Bildern überlassen wir jedoch dem Spezialisten.
  • Statusaufnahme: Hierbei begutachten wir den Körper des Patienten, insbesondere die betroffene Struktur. Diese bringen wir in den Kontext mit den umliegenden Strukturen. Der Patient führt hier auch die Bewegung aus, die die bekannten Beschwerden auslöst.
  • Tests: Nach dieser globalen Untersuchung überprüfen wir die Beweglichkeit der betroffenen und benachbarten Gelenke im Seitenvergleich. Um Strukturen ausschliessen zu können, bedienen wir Therapeuten uns gerne an Testverfahren. Diese sollten selbstverständlich festgelegten Qualitätsstandards folgen; So wird der Test überall gleich ausgeführt und jeder Therapeut kann die Resultate interpretieren. Der wichtigste Grund ist jedoch die Wiederholungsprüfung am Ende der Behandlung, womit wir den Erfolg der Therapie überprüfen.
  • Hypothesenbildung und Zielsetzung: Zum Schluss der Erstbehandlung bilden wir Therapeuten eine Hypothese über die betroffene Struktur. Diese darf nicht mit einer ärztlichen Diagnose gleichgesetzt werden; Sie legt lediglich die Richtung der Therapie fest. Nach 3-4 Sitzungen überprüfen und passen sie an oder erweitern sie, falls durch die Behandlung keine Veränderung eingetreten ist. Die Ziele (kurz- und langfristige) setzen Therapeut und Patient gemeinsam. Der Patient äussert seinen Wunsch und der Therapeut überprüft, ob es realistisch ist, dieses Ziel in der vorgegebenen Zeit zu erreichen.
  • Behandlung und Verlauf: Während der Behandlung überprüfen wir die Hypothese fortwährend und berücksichtigen gleichzeitig die gesetzten Ziele. Spätestens in der vorletzten Behandlung überprüfen wir die erreichten Ziele  und besprechen das weitere Vorgehen, gemeinsam mit dem Patienten.

Das Ziel einer Behandlung ist es, den Patienten möglichst bald wieder in die Selbstständigkeit entlassen zu können. Die Therapie stellt einen wichtigen Punkt in der Hilfe zur Selbsthilfe dar und zeigt dem Patient auch seine Verantwortlichkeit für seine Gesundheit auf.

Auf diesem Weg begleiten wir Sie gerne und unterstützen Sie bei jeglichen Gesundheitsfragen und deren Umsetzung. Damit wir die Qualität sichern können, bilden wir uns regelmässig fort und bleiben so auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft und Praxis.