Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf, und links geht nichts mehr.Sie können den linken Arm nicht heben, das linke Bein nicht auf den Boden stellen. Wenn Sie sprechen wollen, kommt aus Ihrem Mund nur Unverständliches. Diagnose: Schlaganfall.

Noch vor einigen Jahren galten Patienten mit Lähmungen und Hirnschäden als Pflegefälle. Inzwischen sind in der Behandlung von Hirnschlägen grosse Erfolge möglich. Neben einer sofortigen akutmedizinischen Versorgung im Spital ist eine frühe Neuro-Physiotherapie für den Verlauf entscheidend. Studien zeigen, dass sich das Gehirn in den ersten drei Wochen am besten erholt.

Beim PHYSIOZENTRUM orientieren wir uns am Bobath-Konzept, dem weltweit verbreitetsten Ansatz in der Therapie von neurologisch bedingten Bewegungsstörungen. Das Bobath-Konzept geht von der „Umorganisationsfähigkeit” des Gehirns aus. Gesunde Hirnregionen können Aufgaben übernehmen, die zuvor von nicht mehr funktionsfähigen Hirnregionen ausgeführt wurden, so die Annahme.

Bei Multipler Sklerose etwa sind häufig nicht die Kontrollzentren betroffen, sondern nur die Verbindungen. Durch ständiges Wiederholen baut das Gehirn neue Nervenverbindungen auf, womit Bewegungsabläufe wieder eingeübt werden. Dieser Mechanismus funktioniert nicht nur bei MS und Schlaganfall, sondern bei einer ganzen Reihe von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Ataxie (Koordinationsstörungen), Zerebralparese oder peripheren Nervenschädigungen.

Am Anfang der Neuro-Physiotherapie steht eine Bewegungsanalyse, in der das Bewegungsverhalten des Betroffenen in verschiedenen Situationen untersucht wird. Daraus ergibt sich die Behandlungsstrategie mit der Therapie-Zielsetzung.

Das Bobath-Konzept ist keine bestimmte Methode oder Technik, die immer gleich zu absolvieren ist, sondern baut auf den individuellen Möglichkeiten und Grenzen („Ressourcen“) des Betroffenen auf. Der in Neuro-Therapie geschulte Physiotherapeut schneidert dem Patienten ein Trainingsprogramm auf den Leib, das auf den individuellen, alltagstypischen Aktivitäten basiert. Dies betrifft Körperpflege und Kommunikation (Mimik und Gestik), Essen und Trinken, An- und Ausziehen, Gehen und Treppensteigen, Spiel und Freizeit.

Zentral ist dabei die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das Gehirn lernt nicht nur während der Physiotherapie, sondern 24 Stunden pro Tag. Aus diesem Grund arbeiten wir eng mit Ärzten und der Pflege/Spitex zusammen. Besonders wichtig ist bei der Rehabilitation von neurologischen Erkrankungen die Mitarbeit der Angehörigen, die den Patienten aktivieren sollten. Wenn alle an einem Strang ziehen, wird der Alltag zur permanenten Therapie.