Colorado (USA): 2016-2020
Nach Abschluss meines Studiums an der University of Colorado in den Vereinigten Staaten arbeitete ich in einer Ambulanz, die in unmittelbarer Nähe zu orthopädischen Zentren, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Schulen liegt.
Wir behandelten auch einige Personen mit sportlichem Hintergrund und da Colorado ein Bundesstaat mit direktem Zugang zur Physiotherapie ist, durften die Patienten direkt zu uns kommen. Das bedeutet, dass ich befugt war, selbständig (Erst-)Untersuchungen durchzuführen, bildgebende Verfahren anzuordnen und Fälle direkt mit Ärzten per Telefon oder E-Mail zu besprechen.
Der Dialog war weitaus offener als in Europa, was seine Vor- und Nachteile hat. In den Vereinigten Staaten sind wir Ärzten gleichgesetzt und werden in der Gesundheitsbranche auf allen Ebenen sehr geschätzt.
Als weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Physiotherapie mangelte es uns nicht an Ressourcen, um unsere Arbeit bestmöglich zu erledigen. Organisationen und Institutionen unterstützten die Mitarbeiter mit dem Zugang zu erstklassigem Material.
Die Qualität der Therapie war von grösster Bedeutung. Die Versicherungsgesellschaften überprüften ständig die Dokumentation, die für die Versicherer die einzige Möglichkeit darstellt, den Rehabilitationsprozess zu überwachen. Eine mangelhafte Dokumentation führte zur Verweigerung der Kostenübernahme und möglicherweise zum Verlust von Kunden. Häufige Kundenverluste können dazu führen, dass man seine Stelle und sogar die Zulassung verliert.
Holland: 2020-2021
In Holland gehen Patienten entweder auf ärztliche Verschreibung oder durch direkten Zugang in die Physiotherapie. Die Qualität der Physiotherapie wird von den Versicherungsgesellschaften überwacht, weshalb die Dokumentation auch dort wichtig ist.
Die Ressourcen für die Physiotherapie entsprechen denen in der Schweiz oder in den Vereinigten Staaten, und die Beziehungen zu Ärzten und Krankenhäusern sind sehr hilfreich. Die Fachleute im medizinischen Bereich werden als Kollegen betrachtet und hierarchische Strukturen und Status sind weniger wichtig zu sein als vielleicht im traditionellen Schweizer System.
Ägypten: 2021-2023
Nachdem ich ein Jahr lang in den Niederlanden gearbeitet hatte, sehnte ich mich danach, wieder ins Ausland zu gehen. Ich fand eine Stelle bei einem niederländischen Unternehmen in Ägypten und nahm die Herausforderung an, in einem Entwicklungsland EU-Standards für Physiotherapie einzuführen und aufrechtzuerhalten.
Physiotherapeuten sind im Nahen Osten im medizinischen Bereich nicht so hoch angesehen und es gibt noch viel zu tun, um uns in dieser Region zu beweisen. Die enge Zusammenarbeit mit hochqualifizierten Therapeuten und Ärzten war jedoch eine spannende Herausforderung und ein aufregendes Abenteuer, bei dem ich sowohl klinisch als auch persönlich und beruflich unermesslich viel gelernt habe.
Die Patienten konnten über einen direkten Zugang oder über eine ärztliche Verschreibung zu uns kommen. Eine Dokumentation wurde gemacht, war aber von geringer Bedeutung. Vielleicht hat die Kultur dabei eine Rolle gespielt. Die Ressourcen waren begrenzter als in den USA oder die Niederlanden, die Struktur der Arbeit war völlig anders. Ich bin auf jeden Fall froh, dass sich die Patienten hier in der Schweiz an die vereinbarten Zeiten halten.
Saudi-Arabien: 2023
Mein nächster Halt im Nahen Osten war in Riad, Saudi-Arabien. Dort habe ich mit einem privaten Fitnessunternehmen zusammengearbeitet, das seine Dienstleistungen auf hochkarätige Kundschaft zugeschnitten hat, die den Komfort ihrer eigenen Häuser geniesst.
Hier musste ich durch die Stadt reisen und Einzelstunden geben, um Patienten und Kunden bei ihren Einschränkungen zu unterstützen, während sie ihre Fitnessziele erreichen wollten. Das bedeutete, dass ich eng mit Fitnesstrainern zusammenarbeitete und sie in ihrer Programmgestaltung unterstützte, um Überlastungsverletzungen vorzubeugen und Muskeldysbalancen zu kontrollieren.
Physiotherapie ist ein sehr neues Konzept in Saudi-Arabien. Obwohl unser Einfluss langsam an Fahrt gewinnt, steckt der Ansatz noch in den Kinderschuhen und hat viel Potenzial zur Entwicklung.
Während meiner Zeit in Riad habe ich nicht eng mit Ärzten zusammengearbeitet, erhielt aber mehrere persönliche Anfragen von Kunden, die Hilfe bei familiären oder persönlichen Gesundheitsbeschwerden benötigten. Diese Erfahrung lehrte mich, proaktiv auf Kunden zuzugehen. Und ich lernte, wie eng Fitness und die Gesundheitsbranche zusammenarbeiten können, um Krankheiten vorzubeugen und das Wohlbefinden zu fördern.
Die Ressourcen und Einrichtungen in Saudi-Arabien waren erstklassig, da wir einen Standort im Hotel Four Seasons mitten in der Stadt hatten. Einige Kunden hatten Mitgliedschaften im Fitnesscenter dort, während andere Hausbesuche benötigten. Ich arbeitete sechs Tage die Woche und konnte den Zeitplan mehrheitlich selber zusammenstellen, um den Wünschen der Kundschaft gerecht zu werden. Ich halte auch heute noch Kontakt zu diesen Kunden!
Schweiz: 2023
Seit 2023 arbeite ich im Physiozentrum in Zug, wo ich mich nun erst ein Mal niederlassen will.
Mehr über Stefan Riemens gibt es hier zu lesen.