
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Minnie Randell entwickelte Margaret Morris Übungen, die bis heute angewendet werden.
Ein Beispiel ist das sogenannte «The Knack-Manöver»: Dabei wird die Muskulatur gezielt vor Aktivitäten angespannt, die den Druck im Bauchraum erhöhen – etwa beim Niesen oder Heben. Diese Übungen beschrieben die beiden Pionierinnen in ihrem Buch «Maternity and Post-Operative Exercises – In Diagrams and Words».
Erste wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit
1948 veröffentlichte der US-amerikanische Gynäkologe Dr. Arnold Kegel eine Studie, die die Wirksamkeit von Beckenbodentraining belegte.
Seine Methode bestand aus gezielten Anspannungen der Muskulatur, die täglich über mehrere Wochen durchgeführt wurden. Mithilfe eines von ihm entwickelten Geräts, dem sogenannten Perineometer, konnten Frauen die Stärke ihrer Muskelkontraktionen messen. Dieses Gerät war ein Vorläufer der heutigen Biofeedback-Systeme, die in der Physiotherapie eingesetzt werden.
Forschung und Weiterentwicklung ab den 1970ern
Obwohl die ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse schon Jahrzehnte alt sind, entwickelte sich die Beckenbodenphysiotherapie als eigenständiger Fachbereich erst in den letzten 50 Jahren. Die International Continence Society (ICS) spielte dabei eine wichtige Rolle.
Ab den 1970er-Jahren engagierten sich Therapeutinnen wie Dorothy Mandelstam, Jo Laycock und Kari Bø dafür, das Thema Beckenboden stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Fachwelt zu rücken. Ihre Forschungsarbeiten zeigten, dass regelmässiges Beckenbodentraining eine effektive Behandlungsmethode bei Inkontinenz und anderen Funktionsstörungen ist.
Moderne Beckenbodenphysiotherapie heute
Heute gilt Beckenbodentraining als erste Wahl bei Beschwerden wie Inkontinenz, Senkungen der Organe oder Schmerzen im Beckenbereich. Neben gezielten Muskelübungen spielen auch Verhaltensanpassungen eine wichtige Rolle. Je nach Bedarf werden zusätzlich Biofeedback, Elektrostimulation oder andere Hilfsmittel eingesetzt, um die Therapie zu unterstützen.
Dank der Arbeit vieler engagierter Fachpersonen hat sich die Beckenbodenphysiotherapie zu einem festen Bestandteil der modernen Medizin entwickelt. Die gute Nachricht: Mit regelmässigem Training lassen sich viele Beschwerden deutlich lindern – und das ganz ohne Medikamente oder Operationen.