Riccarda, was genau ist ein Knochenmarködem?
RICCCARDA KLEMM: Ein Knochenmarködem ist eine vermehrte Wasseransammlung im und am Knochen – vor allem aber im Knochen. Eine Auffälligkeit, die man erst in einem MRI sieht und auch nur dann, wenn das Ödem bereits fortgeschritten ist.
Wie entsteht ein solches Ödem?
RK: Drei Gründe können ausschlaggebend sein: Die Ursache kann metabolischer Natur sein, also aufgrund einer Durchblutungsstörung entstehen. Ein Knochenmarködem kann aber auch mechanisch durch eine Unter- oder Überbelastung entstehen, sodass es zu Mikrofrakturen und Entzündungsreaktionen kommt. Die dritte Ursache kann degenerativ sein, also als Begleiterscheinung bei anderen Knochen- und Gelenkerkrankungen entstehen.
Wie äussern sich die Schmerzen?
RK: Es kommt zu Belastungsschmerzen beispielsweise beim Strecken der Knie. Die Schmerzen werden als diffus wahrgenommen, was unsere Patienten verunsichert. Häufig tritt durch Schmerzmedikamente keine eindeutige Besserung ein.
Und wie kann dabei die Physiotherapie helfen?
RK: Patienten kommen zu uns, wenn nach der Diagnostik eine Funktionseinschränkung besteht. Wenn die Ursache feststeht, kann mit der Therapie begonnen werden. Grundsätzlich muss man die Grunderkrankungen behandeln – beispielsweise eruieren, woher die Durchblutungsstörung kommt. Der Arzt kann zwar mit Medikamenten behandeln oder eine Operation vornehmen, doch das durchbricht meistens nicht den Kreislauf von Inaktivität, Verspannungen und Gelenkbelastungen. Unsere Aufgabe ist das Vorbeugen von sekundären Schäden. Fehlstellungen, Verkürzungen und Kompensationen sollen durch unsere ganzheitlichen Ansätze aufgebrochen werden.
Lässt sich ein Knochenmarködem vollständig heilen?
RK: Ja, das ist möglich, aber es dauert seine Zeit. Die Wundheilung kann 300 bis 500 Tage dauern. Genau lässt sich das nicht sagen. Es hängt auch davon ab, ob beispielsweise eine Überbelastung vermieden werden kann.
Wer ist besonders gefährdet?
RK: Man sagt, Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind häufiger betroffen – ganz besonders Männer. Und natürlich Personen mit Vorerkrankungen wie Venenthrombosen, Gelenkerkrankungen, Blutgerinnungsstörungen oder Arthrose.
Wie lässt sich vorbeugen?
RK: Grundsätzlich kann man anwenden, was aus der klassischen Prävention bereits bekannt ist: Regelmässige Gymnastik, keine Unter- oder Überbelastung der Gelenke und eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit wenig Fett und viel Protein.