Die Qualität der Physiotherapie ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Behandlung. Sie entscheidet darüber, wie schnell und effizient eine Patientin wieder zurück in den Alltag und Sport kann. Und sie hat einen direkten Einfluss auf die Kosten einer Behandlung.

Je effizienter – also qualitativ hochwertiger – die Physiotherapie ist, umso günstiger fällt sie unter dem Strich für Versicherungen und Patienten aus. Denn eine wirksame Physiotherapie braucht weniger Sitzungen als eine unwirksame.

Was aber macht die Qualität der Physiotherapie aus? Sie hängt nicht primär von der Behandlungszeit ab, wie der Bundesrat mit seinem Tarifeingriff impliziert, sondern von einer Vielzahl anderer Faktoren.

Wissen durch Aus- und Weiterbildung und Zugang zu Studien

Eine qualifizierte Physiotherapeutin kommt nicht nur mit einer soliden Grundausbildung daher.  Sie besucht regelmässig Weiterbildungen um sich ein fundiertes Wissen anzueignen und über den neusten Stand der Forschung bescheid zu wissen. Dieses Wissen bildet die Grundlage für eine effektive Therapie. Deshalb ist der Zugang zu aktueller Fachliteratur und Studien wichtig.

Befund mit objektiven Assessments und Zielen

Der physiotherapeutische Befund ist hypothesengesteuert: Der Physiotherapeut erfragt alle relevanten Informationen und ist in der Lage, diese mit seinem Wissen zu vernetzen. Dadurch kann er festlegen, welche objektiven Tests – auch Assessments genannt – nötig sind. Diese dienen ihm einerseits zur Beurteilung der Ursache der Beschwerden, andererseits auch als Verlaufszeichen und Therapieüberprüfung.

Zusammen mit der Patientin legt der Physio immer ein Ziel fest. Dieses richtet sich nicht einfach nach den Symptomen, sondern auch nach den Aktivitäten der Patientin. So kann ein Ziel sein, dass die Patientin nächstes Jahr wieder Skifahren, oder wieder alle Überkopf-Belastungen im Alltag bewältigen kann.

Effiziente Interventionen mit Evidenz

Anhand des Ziels und der objektiven Assessments kann der Physio nun festlegen, ob überhaupt eine Indikation für Physiotherapie besteht und wenn ja, welche Interventionen nötig sind.

Die Interventionen sind evidenzbasiert: Sie richten sich nach der aktuellen Studienlage. Die moderne Physiotherapie arbeitet meist mit aktiven Methoden. Rein passive Therapien kommen kaum noch vor. Passive Massnahmen sind unterstützende Interventionen.

Patientenedukation

Die Edukation (Aufklärung und Schulung) der Patienten über ihre Problematik ist Teil der Interventionen und nimmt einen grossen Teil der Behandlung ein. Das Ziel ist es, dass der Patient selbstwirksam wird. Er lernt, was die Ursachen seiner Beschwerden sind und was er selbst dagegen tun kann. Dadurch erlangt er wichtige Kompetenzen im Selbstmanagement und wird schneller Unabhängig von der Physiotherapie.

Interdisziplinärer Austausch

Die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsfachleuten wie Ärzten, Orthopäden und Sporttrainern stellt eine eine ganzheitliche Versorgung sicher.

Einerseits weiss die Physiotherapeutin so, welche weiteren Behandlungen beim Patienten durchgeführt werden, da diese die Physiotherapie beeinflussen können. Ausserdem holt sie sich so weitere fachliche Inputs für die eigene Therapie.

Saubere Verlaufs- und Berichtführung

Eine saubere Dokumentation dient nicht einfach nur zur Gedankenstütze. Sie hilft dem Physiotherapeuten den Verlauf zu visualisieren. So kann er analysieren, welche objektiven Tests wiederholt und welche Interventionen angepasst werden müssen. Zusammen mit dem Bericht hilft die Dokumentation dem Physiotherapeuten, die Behandlung zu reflektieren und anzupassen.

Ausserdem können so auch andere Fachpersonen die Behandlung beurteilen, wie beispielsweise die Physio-Vertretung, eine Ärztin, der Patient oder die Versicherung.

Infrastruktur und Software

Um nach dem aktuellen Forschungsstand therapieren zu können, muss eine Praxis eine gewisse Breite an funktionellen Trainingsgeräten und -infrastruktur bieten. Ein Theraband und Gummiball reichen leider nicht, um moderne, zielgerichtete Physiotherapie durchzuführen. Ausserdem sollte die Software sämtliche Prozesse, wie die Dokumentation, Rechnungsstellung oder Terminvereinbarung optimal unterstützen.

Supervisionen

Um fachlich weiterzukommen, hilft der Blick von Aussen: Mittels Supervisionen wird die eigene Behandlungsqualität durch Fachpersonen überprüft und reflektiert. Gemeinsam wird an den Prozessen, Methoden geschraubt und das Potential des Therapeuten ausgeschöpft.

Das setzt ein gewisses Mass an Kritikfähigkeit und Wille zur eigenen Weiterentwicklung voraus.

Diese Faktoren beinflussen die physiotherapeutische Qualität und sorgen für eine erfolgreiche und nachhaltige Therapie.