Die frühere Bezeichnung Plantarfasciitis oder Plantarfasziopathie, also eine Entzündung oder degenerative Veränderung der Faszie am Fuss, wurde von „plantarer Fersenschmerz“ abgelöst. „Plantar“ bedeutet „die Fusssohle betreffend“.

Warum eine neue Bezeichnung? Mittlerweile ist bekannt, dass die Schmerzen an der Ferse nicht rein durch lokale Veränderungen entstehen, sondern durch viele Faktoren beeinflusst werden. Das Verständnis geht also weg von einem rein strukturellen Problem hin zu einem sogenannten mehrdimensionalen Schmerzproblem.

Eine von zehn Personen wird im Laufe ihres Lebens an Fersenschmerz leiden, am häufigsten im Alter zwischen 45 und 65 Jahren. Bei Läuferinnen und Läufern tritt die Erkrankung oft auch schon in jüngeren Jahren auf. Somit ist der Fersenschmerz die häufigste Erkrankung des Fusses.

Wie hilft die Physiotherapie bei plantarem Fersenschmerz?

In der physiotherapeutischen Behandlung von plantarem Fersenschmerz ist wie bei allen mehrdimensionalen Schmerzproblemen eine ganzheitliche Therapie, die den Menschen selbst in den Mittelpunkt stellt, angebracht.

Bei der individuell abgestimmten Therapie werden negativ beeinflussende Faktoren, wie Übergewicht oder Ängste, in Zusammenhang mit den Schmerzen berücksichtigt und besprochen. Die sogenannte «Edukation» spielt daher eine wichtige Rolle in der Therapie. Folgende Säulen sind ebenfalls Bestandteil der Therapie:

  • Belastung reduzieren und Schmerzen beobachten: Die Schmerzen sollten während und nach der Belastung maximal 5 von 10 betragen, wobei 10 der am stärksten vorstellbare Schmerz ist.
  • Kraft der Waden- und kurzen Fussmuskeln: «High intensity» Krafttraining ist hier sehr effektiv. Zum Einsatz kommen z.B. sogenannte Calf-raises mit Fokus auf die stabilisierende Fussmuskulatur.
  • Beweglichkeit und Flexibilität: Dehnen der Plantarfaszie und der Wadenmuskulatur kann als Heimübungsprogramm durchgeführt werden.

Zusätzlich werden Sie in der Therapie zu extern beeinflussenden Faktoren, wie geeignetes Schuhwerk, beraten. Hier könnten Barfussschuhe oder häufiges Barfussgehen zur Kräftigung der Fussmuskulatur und ausreichend Bewegungsfreiheit beitragen. Passive Massnahmen, wie Stosswellenbehandlung, können in bestimmten Fällen unterstützend eingesetzt werden.

Was verursacht plantaren Fersenschmerz?

Charakteristisch treten die Beschwerden vermehrt nach Ruhe auf, also z.B. am Morgen. Die Schmerzen werden entweder direkt unter der Ferse, etwas weiter mittig davon oder in der Mitte des Fusses, im Verlauf der Plantarfaszie, wahrgenommen. Meistens werden diese nach einiger Zeit etwas besser und treten erst im Verlauf des Tages erneut auf.

Da wir bei plantarem Fersenschmerz von einem mehrdimensionalen Schmerzproblem sprechen, ergaben Studien neben Veränderungen der Strukturen am Fuss folgende negativ beeinflussende Faktoren:

  • Ein Mismatch von Belastung und Belastbarkeit
  • Übergewicht bzw. zu hoher BMI und Bauchumfang
  • Verminderte Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk
  • Reduzierte Kraft der Fuss- bzw. Wadenmuskulatur
  • Viele verschiedene Erkrankungen und mehrere schmerzende Stellen
  • Schmerzkatastrophierung und psychologische Faktoren

Dass lange Stehzeiten, z.B. bei der Arbeit und der Laufumfang bei Sportlerinnen und Sportlern einen Einfluss auf die Entstehung der Erkrankung haben, ist bis dato nicht bewiesen. Auch der negative Einfluss eines sogenannten Fersensporns ist nicht erwiesen. In Studien wurde z.B. festgestellt, dass von 109 Personen mit einer Entzündung der Plantarfaszie kein Fersensporn vorhanden war. Die Grösse und Form des Sporns hatte ausserdem keinen Einfluss auf die Schmerzen.

Was tun bei plantarem Fersenschmerz?

Leider ist die Prognose von plantaren Fersenschmerzen eher negativ, am schlechtesten wenn die Schmerzen beidseits auftreten und bei Frauen. Nach zehn Jahren gaben noch 45.6% der Personen zumindest zeitweise Probleme an.

Dies liegt vermutlich auch daran, dass es sich um ein mehrdimensionales Schmerzproblem handelt. Daher ist es unbedingt wichtig, dass medizinisches Fachpersonal und der Patient als Team agieren. Ihre aktive Mitarbeit ist gefragt.

Neben der klassischen medikamentösen Therapie, Physiotherapie und passiven Verfahren wie Stosswellen, sind in den meisten Fällen zusätzlich Veränderungen in Bereichen wie Ernährung, Lebensstil und Bewegungsverhalten sowie Stressmanagement notwendig, um den Genesungsprozess positiv zu unterstützen.