CRPS bedeutet complex regional pain syndrome. Früher war auch der Begriff ‚Morbus Sudeck‘ geläufig. Frauen sind dabei zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Männer. Die Medizin versteht die Erkrankung und die Ursachen nach wie vor nicht vollständig, was die Hilfe für Betroffene erschwert. Die Studienlage zu geeigneten Behandlungsmöglichkeiten ist ebenso dünn. Wenn eine adäquate Therapie aber rechtzeitig gestartet wird, ist die Prognose nicht unbedingt schlecht. Unter «CRPS-Schweiz» bieten Betroffene Informationen und Hilfsangebote für andere Betroffene.

Wie hilft die Physiotherapie bei CRPS?

Studien zeigen die Wirksamkeit der Physiotherapie bei der Wiederherstellung der körperlichen Funktionen und Schmerzkontrolle. Oft bleiben aber körperliche Einschränkungen, wie verminderte Belastbarkeit, bestehen. Um das optimale Ergebnis zu erzielen, ist die Mitarbeit der Patientinnen und Patienten äusserst wichtig. Passive Massnahmen, die Schmerzen auslösen, können den Schmerz verstärken und sollen vermieden werden. Ebenso sind überlastende Trainingstherapie, lange Behandlungen mit Eis oder Kälte und Ruhigstellung des betroffenen Gebiets nicht empfohlen. Durch die Physiotherapie soll vertrauen in den eigenen Körper mit adäquat belastenden Bewegungen wiedererlangt werden. Auch nicht betroffene Körperteile sollen bei den Übungen mit eingebaut werden, insbesondere, wenn Bewegungen des betroffenen Gebiets zu schmerzhaft sind. Folgende Behandlungsmöglichkeiten kommen zum Einsatz:

  • Spiegeltherapie und unterschiedliche Berührungsreize, um die veränderte Schmerzverarbeitung und –wahrnehmung im Gehirn zu verbessern
  • Progressives Krafttraining und Beweglichkeitsübungen
  • Edukation: Mit Hilfe der Therapeutin oder des Therapeuten einen geeigneten Belastungsplan entwickeln.
  • Unterwassertherapie, Elektrotherapie (TENS), Entspannungstechniken uvm.

Wie äussert sich CRPS?

Typisch für die CRPS-Erkrankung ist, dass der Verlauf oder die Intensität der Schmerzen unverhätnismässig zu einem gewöhnlichen Verlauf nach der Verletzung sind. Die Schmerzen treten meist an den Händen, Unterarmen, Füssen oder Unterschenkeln auf und breiten sich nur sehr selten auf andere Bereiche aus. Die untere Extremität ist etwas häufiger betroffen (+/- 60%) als die obere Extremität (+/- 40%). Zusätzlich treten oft Gefühlsstörungen oder Überempfindlichkeit, Schwitzen oder Veränderungen des Gewebes, z.B. Farbe oder Haarwuchs auf. CRPS wird durch eine Fehlregulation im Nervensystem bzw. im Schmerzgedächtnis verursacht. Hinzu kommen mögliche genetische, entzündliche und psychische Faktoren als Auslöser. Schmerzhafte Therapieverfahren, invasive Massnahmen, die nicht unbedingt nötig sind, und psychische Zusatzerkrankungen können den Verlauf negativ beeinflussen.

Bei 15% aller CRPS-Fälle, bei denen die Schmerzen früh nach der Verletzung auftreten und 6-19 Monate andauern, ist keine Heilung möglich. Je früher CRPS auftritt, desto schlechter sind die Heilungschancen.

Was tun bei CRPS?

In einer offiziellen, sogenannten Leitlinie beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie Empfehlungen für Diagnostik und Therapie bei CRPS. Zur Diagnosestellung werden hauptsächlich klinische Kriterien herangezogen und nur in Zweifelsfällen sollen auch sogenannte apparative Diagnostikmethoden zum Einsatz kommen. Bei CRPS ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit besonders wichtig und die Therapie sollte so bald wie möglich starten. Da keine auslösende Ursache bekannt ist, zielt die Therapie auf die Linderung der Symptome ab, also z.B. Schmerzen reduzieren und eine Chronifizierung vermeiden. Eine Kombination verschiedener Behandlungsmassnahmen ist hier sinnvoll:

  • Physiotherapie und Ergotherapie
  • Einnahme von Schmerzmedikamenten
  • Behandlung von psychischen Zusatzerkrankungen
  • Eventuell einmalige stationäre Dauerinfusion