Es betrifft nicht nur Läufer! Auch Radfahrer, Ballsportler, Walker oder Personen, die keinen Sport betreiben, klagen über Knieschmerzen.

Das sogenannte „Patellofemorale Schmerzsyndrom” betrifft 25% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben. Häufiger betroffen sind aber Sportler. Sportarten, in denen viel Laufen, Springen und Landen, oder Kniebeugen gefordert ist, sind hier besonders zu erwähnen: Skifahrer, Fussballspieler, Tennisspieler – oder eben Läufer.

Rund um die Kniescheibe, vor oder unter der Kniescheibe, sowie in der Kniekehle spüren Betroffene häufig den Schmerz. Dieser tritt meist in Alltagssituationen, wie Treppensteigen oder in die Hocke gehen auf. Es kann aber auch beim normalen Laufen schon schmerzen.

Anatomie

„Patellofemorales Schmerzsyndrom“ ist der Fachausdruck für Schmerzen hinter der Kniescheibe. Genau an der Stelle, wo die Kniescheibe (Fachausdruck: Patella) und der Oberschenkelknochen (Fachausdruck: Femur) ein Gelenk bilden. Dieses Gelenk wird auch als „Patellofemorales Gelenk“ bezeichnet.

Die Kniescheibe gleitet bei Bewegung des Knies in der dafür vorgesehenen „Rille“ am Oberschenkelknochen. Beim Beugen des Knies erhöht sich der Druck auf das Patellofemorale Gelenk. Dies ist ganz normal. Die Schmerzen entstehen erst durch Reizung des Knorpelgleitlagers bei veränderter oder zu starker Druckbelastungen durch die Kniescheibe.

Mögliche Ursachen

Häufig tritt der Knieschmerz ohne vorherigen Unfall auf. Beginnen Hobbysportler zu intensiv mit dem Joggen oder steigern Läufer zu schnell die Trainingsstrecke und Laufgeschwindigkeit, kann das oft zu Knieschmerzen führen. Bildgebende Untersuchungen, wie ein MRI, zeigen oft noch keine Auffälligkeiten.

In der physiotherapeutischen Untersuchung können dann mögliche Ursachen identifiziert werden:

  • Abweichungen der Fussstellung
  • Instabilität/Abweichung des Knies bei Belastung
  • Abnorme Beweglichkeit der Kniescheibe
  • Verkürzte, verspannte oder abgeschwächte Muskulatur

Alle diese Faktoren können die Position der Kniescheibe oder den Druck der Kniescheibe bei der Gleitbewegung verändern und somit kommt es zur Reizung des Gelenks.

Was tun bei Patellofemoralem Schmerzsyndrom?

  • Pause: Vermeiden Sie in der Akutphase so gut wie möglich schmerzhafte Belastungen und reduzieren Sie Ihr Sportpensum bis Ihr Knie der Belastung wieder standhält und Ihr Physiotherapeut oder Arzt das OK gibt.
  • Kühlen: Kühlende Massnahmen können schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken.
  • Training: Kräftigungs- und Dehnungsübungen sind wichtig. Ihr Physiotherapeut im Physiozentrum berät Sie gerne.
  • Hilfsmittel: Bandagen oder Schuheinlagen können helfen, die Belastung zu optimieren bzw. das Knie zu stabilisieren.
  • Medikamente: Diese können helfen den Schmerz und die Entzündungsreaktion zu bekämpfen. Sie ersetzen aber in keinem Fall die Ursachenbehandlung.
  • Operation: In den seltensten Fällen ist eine Knieoperation nötig.
  • „Die Spritze“: Um die Symptome, das heisst in diesem Fall den Schmerz, zu behandeln gibt es immer die Möglichkeit einer Injektion von Schmerzmitteln, z.B. eine „Cortisonspritze“.

Im Rahmen einer Studie bekamen Personen mit Knieschmerzen alle drei Monate über einen Zeitraum von zwei Jahren eine Cortisonpritze verabreicht. Diese Personen hatten aber nicht weniger Schmerzen. Zusätzlich war die Knorpelmasse bei diesen Personen deutlich reduziert.

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Wie hilft die Physiotherapie bei Patellofemoralem Schmerzsyndrom?

Die Informationen aus der anfänglichen Untersuchung und Befragung nutzt Ihr Physiotherapeut, um eine individuelle Behandlung zu starten. Ziel ist, den Druck auf das Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen zu reduzieren oder optimieren.

Eine Behandlung bei Ihrem Physiotherapeuten wird daher zum Beispiel folgendes beinhalten:

  • Beratung in Bezug auf sportliche Belastung und Pausen
  • Verbesserung der Kniegelenksstabilität bei Belastung
  • Kräftigung der abgeschwächten Muskulatur, z.B. Kniegelenksstrecker und Hüftmuskulatur
  • Verbesserung der Beweglichkeit der Kniescheibe mittels manueller Therapie
  • Balance- und Koordinationstraining
  • Sportartspezifisches Training mit vorheriger Gang- oder Laufanalyse, sowie Sprungübungen
  • Dehnung der verkürzten Muskulatur

In jedem Fall ist hier Ihre Mithilfe gefragt. Wenn Sie die Heimübungen, die Ihr Therapeut für Sie zusammenstellt, ausführen und sich an weitere Vorgaben halten, werden sie deutlich schneller Verbesserungen erkennen. Wie schnell Sie einen Fortschritt erkennen ist abhängig von vielen Faktoren wie Alter, Trainingszustand und Problemursache bzw. Problemausmass. Deshalb ist eine genaue zeitliche Heilungsprognose nicht möglich.

Mithilfe funktioneller Tests kann Ihr Physiotherapeut den Fortschritt messen und Ihnen so Empfehlungen über den Zeitpunkt der Rückkehr in den Sport geben.