Physiotherapeutin Melissa Stickel beantwortet sechs Fragen zur sogenannten Blackroll. Beliebte Übungen finden Sie im Video am Ende des Artikels.

Melissa, was muss ich mir unter dem Begriff Blackroll vorstellen?

Es ist eine Rolle aus Schaumstoff, welche man heute in fast jedem Fitnesscenter, bei vielen Physiotherapeuten aber auch bei Amateur- oder Profisportlern zu Hause findet. Die Blackroll kann auf zwei verschiedene Arten eingesetzt werden. Die sogenannten «Faszien» spielen dabei die Hauptrolle. Die Blackroll wird entsprechend auch als Faszienrolle bezeichnet.

Was sind Faszien?

Unter Faszien darf man sich ein Netzwerk aus Bindegewebe vorstellen, welches all unsere Muskeln, Knochen, Nerven und jedes Organ umhüllt und umsorgt. Faszien haben vielerlei Aufgaben. Sie funktionieren beispielsweise wie Stossdämpfer und sind mit Schmerz- und Bewegungssensoren versehen. Faszien können sich auch unabhängig vom Muskel zusammenziehen, speichern so Energie und organisieren die Kraftübertragung der Muskeln (siehe Beitrag «Bindegewebe: Leistungsreserve und Verletzungsschutz»).

Du erwähnst zwei Verwendungsmöglichkeiten. Welche sind das?

Ursprünglich wurde die Rolle für Sportler und für das sogenannte SMT entwickelt. SMT steht für «self myofascial treatment». Dabei geht es um Techniken, mit welchen man Muskeln und Faszien selber mobilisieren und bei der Regeneration unterstützen kann. Die Blackroll war dermassen erfolgreich, dass sie sich mittlerweile auch als Trainingsgerät durchgesetzt hat und zwar für funktionelles Training.

Kannst Du uns SMT etwas genauer erklären?

Unter SMT kann man sich eine Art «Selbstmassage» vorstellen. Man hilft Faszien und Muskeln auf die Sprünge, damit diese wieder besser gegeneinander gleiten können. Weiter kann man mit der Faszienrolle über sogenannte Triggerpunkte Verspannungen lösen. Diese Punkte können sich nahezu in jedem Muskel am ganzen Körper befinden. Sie sind von aussen spürbar und können lokal aber auch mit Ausstrahlung Schmerzen auslösen.

Eine bekannte Übung wäre hier beispielsweise folgende: Man sitzt auf die Blackroll, stützt die Arme hinter sich ab und rollt dann auf den Gesässmuskeln hin und her.

Übung mit einer Blackroll - Frau sitzend auf der Rolle

Solche Übungen erhöhen die Durchblutung und die Sauerstoffzufuhr in den Faszien. Dabei kann man sich die Faszien als eine Art Schwamm vorstellen. Dieser Schwamm wird durch den Druck der Rolle einmal komplett ausgedrückt und danach in der Füllphase wieder vermehrt mit Nährstoffen versorgt. Ausserdem beschleunigen diese Übungen den Abtransport von Abfallstoffen.

Was muss ich mir unter funktionellem Training vorstellen?

Beim funktionellen Training wird nicht ein einzelner Muskel, sondern mehrere Muskeln gleichzeitig beansprucht. Dieses Training kennen viele von Profisportlern, wie beispielsweise den Skifahrern. Es geht unter anderem darum, die Leistungsfähigkeit zu steigern, die Muskeln belastbarer zu machen und die Verletzungsgefahr zu verringern.

Frau im Fitnessraum während einer Übung mit der Blackroll

Funktionelles Training mit der Blackroll: Im Bild eine Übung zur Mobilisation des Oberkörpers.

Wie wendest Du die Blackroll in der Praxis an?

Faszien-Training ist nur dann effektiv, wenn man es regelmässig macht. Ich zeige den Patienten also genau, wie sie die Blackroll zu Hause anwenden sollen und können, dies am besten jeden zweiten Tag. Ein grosser Vorteil der Blackroll ist, dass der Patient keine Zweitperson benötigt und den Druck selbst dosieren kann. Weiter finde ich den positiven Nebeneffekt des Rumpftrainings während dem Rollen super. So sehe ich gleich, ob die Patienten über eine gute Rumpfkontrolle verfügen oder ob sie Probleme haben sich auf der Rolle zu halten.

Für Beschwerden in der Schultermuskulatur benutze ich den Blackroll-Ball, der aber zu Hause auch einfach durch einen Tennisball ersetzt werden kann. Im Video sieht man verschiedene Übungen mit der Blackroll, wie ich sie regelmässig meinen Patienten zeige. Eine Übersicht der verschiedenen Blackroll Produkte (Blackroll Standard, Blackroll Med, Blackroll Pro usw.) findet man auf der Internetseite des Herstellers.