Was ist ein Patellaspitzensyndrom?

Das Patellaspitzensyndrom ist ein Beschwerdebild, das Menschen verschiedener Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark betreffen kann. Es ist gekennzeichnet durch Schmerzen und Reizungen (Rötung, Schwellung, Wärme, Funktionseinschränkung) an der Ansatzstelle der sogenannten «Patellarsehne» am unteren Ende der Kniescheibe.

Die Beschwerden treten oft während und/oder nach Aktivitäten auf, die die Patellarsehne stark belasten, wie beispielsweise wiederholte Sprünge, Sprints oder Stop-and-Go-Bewegungen.

Die Schmerzen können als dumpfer, ziehender oder stechender Schmerz unterhalb der Kniescheibe beschrieben werden und die sportliche als auch die alltägliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

Nach Roels wird das Patellaspitzensyndrom wie folgt eingeteilt:

  • Grad I: Schmerzen nach Beendigung der Belastung
  • Grad II: Schmerz nach Beginn der Belastung, der nach der Aufwärmzeit wieder verschwindet und nach Beendigung wieder auftritt
  • Grad III: Permanenter Schmerz bei Belastung und im Alltag (u.a. Anlaufschmerz nach längerem Sitzen oder Hocken, Treppen steigen)

Es gibt keine genauen Angaben zur Häufigkeit des Patellaspitzensyndrom in der Schweiz oder Europa. Faktoren wie sportliche Aktivitäten, berufliche Belastungen und unsere individuelle Anatomie können zu einer erhöhten Belastung auf die Patellasehne begünstigen.

Neben sportlich aktiven Personen können auch Menschen mit anderen Lebensstilen und Berufsgruppen betroffen sein. Eine individuell angepasste Behandlungsstrategie ist daher wichtig, um die Beschwerden zu lindern und die Funktionsfähigkeit des Knies wiederherzustellen.

Was passiert beim Patellaspitzensyndrom?

Durch wiederholte Überlastung der Patellarsehne, z.B. beim Sport, entstehen repetitiv Mikroverletzungen im Gewebe. Diese Risse verheilen mit einer narbigen Verdickung, oder heilen aufgrund der längeren Wundheilung der Sehne nicht vollständig aus, bevor es wieder einer Belastung oder auch Überbelastung kommt. Es können sich mit der Zeit knöcherne Ausziehungen, auch Knochensporne genannt, am Sehnenansatz der Kniescheibe bilden. Diese Sporne können zusätzlichen Druck auf die Sehne ausüben, insbesondere während der Beugung des Knies.

Bei einigen Patienten mit Patellaspitzensyndrom besteht zudem eine Fehlstellung zwischen der Kniescheibe und/oder dem Kniegelenk. Diese Fehlstellung kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten, zum Beispiel als Hochstand der Kniescheibe oder seitliche Verkippung im Gleitlager. Eine solche Fehlstellung hat eine erhöhte Zug- und Druckbelastung auf die Patellarsehne zur Folge.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese pathophysiologischen Veränderungen zwar einen Beitrag bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome des Patellaspitzensyndroms spielen, jedoch nicht als Hauptursachen zu verstehen sind. Unser Bewegungsapparat muss nicht strukturell perfekt sein, denn die Kraftübertragung durch unsere Gelenke, Knochen und Sehnen wird durch unsere Muskulatur optimiert. Ihre Funktion (Kraft, Länge, Koordination) ist eine entscheidende Voraussetzung für belastende Aktivitäten.

Wie hilft Physiotherapie bei einem Patellaspitzensyndrom?

Die Physiotherapie unterstützt Sie beim Belastungsmanagement der Patellarsehne und hilft mit gezielten Übungen muskuläre Dysbalancen auszugleichen und Beweglichkeitsdefizite zu verbessern. Der Heilungsprozess kann z.B. mit der Stosswellentherapie unterstützt werden. Dabei wird der Regenerationsprozess der Sehne angeregt. Kinesiotaping und Kniebandagen können helfen die Stabilität des Knie zu verbessern und die Belastung besser zu dosieren. 

Was tun bei einem Patellaspitzensyndrom

Es ist wichtig die Belastung auf die Patellarsehne zu reduzieren und den Heilungsprozess gezielt zu unterstützten. Die Sehne muss zuerst wieder an Belastbarkeit gewinnen bevor sie wieder stärker belastet wird. Das kann manchmal einiges an Zeit beanspruchen, den die Wundheilung unserer Sehnen ist ein langsamer Prozess.

Der Sport muss nicht komplett eingestellt werden, man kann sich in dieser Zeit einer anderen Trainingsform oder Sportart widmen um den Bewegungsbedarf auszugleichen. Lediglich die auslösende Sportart sollte zumindest reduziert, vielleicht sogar komplett pausiert werden.

Je nach Beruf und je nach Ausprägung des Problem kann im Alltag schon genügend Belastung auf die Sehne kommen um eine erneute Reizung auszulösen. Dies muss entsprechend angepasst werden und gegebenenfalls kann mit dem betreuenden Arzt über ein Arbeitszeugnis gesprochen werden.

Als Physiotherapeuten sind wir spezialisiert, Defizite am Bewegungsapparat  zu identifizieren zu therapieren. Wir helfen Schwächen auszugleichen und den Körper wieder an die gewohnten Aktivitäten heranzuführen.