Einleitung und Anatomie

Eine der vielen möglichen Verletzungen am Schultergelenk kann ein Riss der Rotatorenmanschette sein. Die Rotatorenmanschette ist eine Gruppe aus vier Muskeln und dessen Sehnen. Am Häufigsten wird die erstgenannte verletzt:

  • Musculus supraspinatus
  • Musculus infraspinatus
  • Musculus subscapularis
  • Musculus teres minor

Rotatorenmanschette

Die Funktion dieser vier Muskeln ist die Stabilisierung bzw. Zentrierung des Gelenks. Das heisst, dass der Kopf des Oberarmknochens in der Pfanne des Schultergelenks gehalten und geführt werden muss. Ausserdem sorgen die Muskeln dafür, dass der Arm seitlich angehoben und nach innen und aussen gedreht werden kann.

Im höheren Alter ist eine Verletzung der Rotatorenmanschette wahrscheinlicher. Bei jedem zehnten der 40-49 Jährigen wird ein Riss diagnostiziert, bei den 50-59 Jährigen bei jedem dritten und von den 60-69 Jährigen betrifft es sogar jeden zweiten.

Entstehung und Symptome

Verletzungen und Unfälle, wie z.B. ein Sturz auf den ausgestreckten Arm, können einen Riss in der Rotatorenmanschette verursachen. Auch langjährige Überkopfarbeiten (Maler, Fensterputzer etc.) oder Überkopfsportarten, wie Handball und Tennis, können die Sehnen langfristig reizen und somit anfälliger für einen Riss machen. Ab dem 30. Lebensjahr unterliegen die Sehnen dem normalen Verschleiss. Sie werden etwas brüchiger und in dem Fall anfälliger für Verletzungen, insbesondere bei übermässiger Belastung über einen längeren Zeitraum. Ein weiterer Risikofaktor ist zu wenig Platz im Gelenk. Dann können die Sehnen durch Reibung der Gelenkspartner bzw. Knochen beschädigt werden.

Häufig klagen die Betroffenen über Schmerzen seitlich entlang des Oberarms. Dieser tritt überwiegend nachts, wenn sie auf der Seite liegen, oder bei Überkopftätigkeiten auf. Je nach Ausmass der Verletzung kann jeglicher Kraftaufwand starke Schmerzen verursachen und sie in alltäglichen Arbeiten einschränken.

Die typischen Symptome wie oben beschrieben helfen bei der Diagnose dieses Krankheitsbildes. Zusätzlich wird der Arzt oder Therapeut klinische Tests durchführen, die die Beschwerden provozieren und somit einen möglichen Riss einer oder mehrerer Sehnen zeigen. Bildgebende Verfahren wie Röntgenbilder, Ultraschall oder ein MRT können die Diagnose bestätigen oder genauer differenzieren.

Wie hilft die Physiotherapie bei einem Rotatorenmannschettenriss?

Allgemein richtet sich die Therapie nach gewissen Faktoren und muss individuell angepasst werden. Dabei spielt das Alter, der Beruf und dessen körperliche Belastung, das Ausmass und die Dauer der Schmerzen, sowie die bevorzugte Sportart eine Rolle.

Wichtig ist zunächst, dass die Therapie zeitnah beginnt, um das Ausmass der Verletzung zu reduzieren bzw. möglichen Begleitverletzungen vorzubeugen.

Bei einer konservativen Therapie, d.h. ohne einen operativen Eingriff, wird eine Physiotherapie verordnet. Dabei wird an der Schmerz- und Entzündungslinderung, Beweglichkeitswiederherstellung, am Kraftaufbau und an der Wiedererlangung der Alltagsanforderungen im Beruf oder Sport gearbeitet. Anfangs können Sie dabei Medikamente unterstützen. Kortisonspritzen sollten nur bei absoluter Notwendigkeit und höchstens drei Mal angewendet werden, da Kortison die Sehne zusätzlich belasten kann. Wichtiger ist der Muskelaufbau der Rotatorenmanschette und der umliegenden Schulterblatt- und Armmuskulatur, unterstützt mit manuellen Massnahmen durch den Therapeuten. Für die konservative Therapie ist die Mitarbeit des Patienten von grosser Bedeutung – für einen Erfolg müssen die instruierten Heimübungen streng nach Angaben des Therapeuten durchgeführt werden.

Wird trotz allem eine Operation in Betracht gezogen, kann eine Gelenkspiegelung/Arthroskopie durchgeführt werden. Das setzt voraus, dass das Ausmass der Verletzung nicht allzu gross ist. Andernfalls kommt es zu einem offenen Schnitt.

Bei beiden operativen Massnahmen wird die gerissene Sehne genäht, umliegendes Gewebe gesäubert und bei Notwendigkeit der Platz im Gelenk erweitert, indem Knochen und entzündetes Gewebe entfernt werden. Bei einer kompletten Rotatorenmanschettenruptur, wobei mehrere Sehnen beteiligt sind, kann auch ein Transfer vom körpereigenen Brustmuskel stattfinden. Nach der Operation muss die Schulter für ca. 6 Wochen in einem speziellen Lagerungskissen ruhiggestellt werden. Trotzdem wird direkt mit der Physiotherapie begonnen, um die Entzündung zu reduzieren und die Bewegung soweit wie erlaubt zu verbessern. Je nach Operationsart und Operateur können nach sieben Wochen aktive Übungen vom Patient selbst ausgeführt werden. Auch körperliche Tätigkeiten unter Kopfhöhe (sofern schmerzfrei /-arm) sind dann meist wieder erlaubt. Nach sechs Monaten können Überkopftätigkeiten aufgenommen und langsam in den Sport zurückgehrt werden. Dabei ist zu beachten, dass der Genesungsverlauf von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verläuft. Ausserdem gibt es je nach Operationsart verschiedene Vorgehensweisen in der Rehabilitation. Ihr Arzt und Therapeut wird Sie darüber genauestens aufklären.