Heimwerker, frischgebackene Eltern, Freizeitsportler, Büroangestellte oder Fliessbandarbeiter – sie alle kann der Schmerz treffen. Der Schmerz, der durch einen Tennisellbogen verursacht wird. Man kennt das Schmerzsyndrom auch unter dem Begriff Tennisarm, Mausarm oder Heimwerker-Ellbogen. Darunter leiden vor allem Personen, die oft schwer tragen oder exzessiv die gleiche Bewegung ausführen. Wie man die Schmerzen therapieren kann und wie Sie einem Tennisellbogen im besten Fall ganz aus dem Weg gehen, verrät Physiotherapeutin Melissa Stickel.

Melissa wie erlebst du schmerzgeplagte Patienten in der Praxis?

Die einen klagen über einen stechenden Schmerz an der Ellbogen-Aussenseite, die anderen über Schmerzen, die in die Hand oder die Finger ausstrahlen. Es gibt auch Patienten die vor allem über Ruhe- und Nachtschmerzen klagen. Was aber immer dazu gehört ist Kraftlosigkeit der Arm/Hand-Muskulatur. Dies schränkt die Patienten vor allem bei Alltagsarbeiten oder beim Sport ein. Betroffene können beispielsweise die Einkaufstasche nicht mehr tragen, den Telefonhörer im Büro kaum abheben oder den Duschkopf nicht mehr in der Höhe verstellen.

Kann man einfach so an einem Tennisellbogen erkranken oder ist dieses Schmerzsyndrom selbstverschuldet?

Ursache sind in der Regel wiederholende Bewegungsabläufe im Alltag oder beim Sport. Die Schmerzen können beispielsweise durch das Bedienen der Maus am Computer oder das Tragen von Umzugskartons beim Zügeln entstehen. Es geht vor allem um Bewegungen, wo die Streck- beziehungsweise Beugemuskulatur im Arm stark beansprucht oder sogar überbeansprucht wird. Beim Tennisellbogen zeigt sich deutlich, dass der Körper irgendwann mal „Stopp” schreit wenn es ihm zu viel wird.

Werden diese Schmerzen durch eine Entzündung verursacht oder was genau ist der Auslöser?

Man muss sich vorstellen, dass genau an der schmerzenden Stelle – einem seitlichen Knochenvorsprung des Oberarmknochens – viele Muskeln ansetzen. Diese Muskeln sind für die Beugung im Ellbogen sowie die Streckung der Hand zuständig. Die Schmerzen entstehen so oder so durch Überbeanspruchung dieser Muskulatur und den entsprechenden Sehnen. Es entstehen sogenannte Mikrotraumen, danach eine Reizung oder gar eine Entzündung. Wenn der Schmerz länger als drei Monate anhält, spricht man von einem chronischen Problem. Ob es sich wirklich um einen Tennisellbogen handelt oder die Schmerzen beispielsweise durch den Nacken verursacht werden, sollte sowieso ein Spezialist definieren und auch in der Therapie berücksichtigt werden.

Tennisellbogen

Wie kann behandelt werden, wenn es sich ganz sicher um einen Tennisellbogen handelt?

Je nach Schmerz-Stadium wird anders therapiert. Die physiotherapeutische Behandlung besteht hauptsächlich darin, die Spannung (Tonus) aus der Muskulatur zu nehmen. Der Patient soll sich im Alltag so rasch als möglich wieder normal bewegen können. Hier haben sich beispielsweise manuelle Techniken, spezielle Dehnungen, Kinesiotaping, Ultraschalltherpie oder auch Stosswellentherapie bewährt. Der Patient soll die Bewegungen, die im Alltag die Schmerzen auslösen, auf jeden Fall vermeiden. Eine komplette Ruhigstellung des Armes ist allerdings kontraproduktiv.

Im Zusammenhang mit dem Tennisellbogen hört man auch immer wieder den Begriff Golferarm. Was genau ist der Unterschied?

Entstehen die Schmerzen am äusseren Ellbogen spricht man vom Tennisellbogen. Wird ein Patient von Schmerzen an der Innenseite geplagt, wäre das dann ein Golferarm.

Was sind Deine persönlichen Tipps, damit es gar nicht zum Tennisellbogen kommt?

Wichtig ist, dass man sich auf Bewegungsabläufe im Alltag achtet und Einseitigkeit vermeidet. Man könnte zum Beispiel mal einen Rucksack tragen als wie üblicherweise einen Aktenkoffer. Allgemein ist wichtig Überbeanspruchung zu vermeiden und beispielsweise beim Sport niveaugerechtes Material zu verwenden. Es empfiehlt sich zudem den Säure-Basen-Haushalt testen zu lassen, da manche Menschen eher zu Entzündungen neigen als andere. Hier spielt auch die Ernährung eine Rolle.