Was ist Plattfuss?

Die Diagnose «Plattfuss» beschreibt eine Fussdeformität. Konkret handelt es sich um ein Absinken des mittleren Längsgewölbes. Bei rund 26% der Bevölkerung wird Plattfuss diagnostiziert. Allerdings machen die Abgrenzung zu Vorstufen der Erkrankung und das vermehrte Auftreten bei bestimmten Personengruppen (z.B. bei Übergewicht) eine exakte Schätzung schwierig.

Wie hilft die Physiotherapie bei Plattfuss?

In den meisten Fällen (siehe unten) geht ein Absinken des Längsgewölbes mit einer Schwäche der stabilisierenden Fussmuskeln einher. Den Fuss und die dazugehörige Muskulatur wahrzunehmen und Zehen und Fuss gezielt zu bewegen und zu trainieren ist aber gar nicht so einfach: Probieren Sie es aus!

Deshalb steht zu Beginn eine Wahrnehmungsschulung auf dem Programm: Bei dieser sogenannten Propriozeption geht es um die bewusste Wahrnehmung und den bewussten Aufbau des Fussgewölbes.

Dies gestaltet sich am Anfang oft schwieriger als gedacht und es benötigt viel Geduld. Eine ausführliche Auf- und Erklärung sowie eine entsprechende Schulung sind daher besonders wichtig – auch für die Eltern bei der Behandlung von Plattfuss bei ihren Kindern. Denn neben aktivem Training sollten Eltern und Betroffene auch weitere Dinge beachten, die positiv zur Behandlung beitragen können (siehe unten).

Bevor das aktive Training startet, wird noch die Beweglichkeit aller Fuss- und Zehengelenke überprüft. Finden sich hier Einschränkungen, werden aktive und/oder passive Beweglichkeitsübungen wie auch -techniken angewandt. Das aktive Training der Fussmuskulatur könnte z.B. unter anderem folgende Übungen beinhalten:

  • «Höhle»: Grosszehengrundgelenk und Ferse berühren den Boden. Der Patient muss versuchen, diese beiden Punkte «anzunähern/zusammenzuziehen».
  • «Zehenyoga»: Versuchen Sie Ihre Zehen zu spreizen und Sie greifen ein Taschentuch mit den Zehen vom Boden.
  • «Raupe»: Ziehen Sie Ihre Zehen hoch und «greifen» Sie mit diesen nach vorne. «Ziehen» Sie den Fersen mit den Zehen nach vorne.

Die Übungen können zuerst passiv, dann aktiv mit und ohne Unterstützung durchgeführt werden. Später sollten die Übungen bzw. Positionen mit funktionellen Bewegungen im Stand kombiniert und stetig gesteigert werden, etwa mit dem gleichzeitigen Anheben der Ferse, Springen oder dem Verschieben des Körperschwerpunkts, während die Fussstellung aktiv bleibt.

Ursachen von «Plattfuss»

Das sogenannte Längsgewölbe und die Quergewölbe des Fusses müssen eine starke und steife Stütze bilden, um die Kräfte vom Fuss in die Beine übertragen zu können. Diese Biomechanik des Fusses erfordert bei einer Bewegung sehr viel Kraft. Und genau die soeben beschriebene Muskelfunktion ist bei einem Plattfuss verändert bzw. geschwächt.

In den meisten Fällen sind typische Ursachen einer abgeschwächte Fussmuskulatur und somit die Entstehung eines Plattfusses zu wenig Bewegung, zu enge oder steife Schuhe und zu wenig Barfusslaufen. Es gibt aber noch weitere Faktoren, die mit Plattfuss in Zusammenhang stehen:

  • erhöhter BMI/Übergewicht
  • Familiengeschichte/Genetik
  • «falsches» Schuhwerk, v.a. in der Kindheit
  • Fussgrösse, Alter, Geschlecht
  • Wohnort in der Stadt
  • angeborene Fussfehlstellung
  • andere Erkrankungen, wie Trisomie 21

Wie wird Plattfuss diagnostiziert?

Für die Diagnose wird beispielsweise die Kraft der Zehenbeuger mittels Dynamometer oder Papier beurteilt und das mittlere Längsgewölbe auf Höhe und Steifigkeit überprüft, etwa mit einem Fussabdruck oder funktionellen Tests (z.B. Navicular Drop Test). 

Was tun bei Plattfuss?

Die Fussstellung hat eine grosse Auswirkung auf Knie und Hüfte. Es ist daher besonders wichtig, Fussfehlstellungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln – insbesondere bei Kindern. Ansonsten könnte zusätzlich zu belastungsbedingten Beschwerden wie Achillodynie (Achillessehnenschmerzen) oder innenseitige Knieschmerzen kommen.

Für Ihre Fussgesundheit können Sie …

  • viel Barfuss oder in Barfussschuhen gehen. Wichtig: langsam steigern.
  • insbesondere bei Kindern auf geeignetes Schuhwerk achten: nicht zu eng oder zu klein.
  • die Fussstellung im Training beachten: wichtig für Beinachse.
  • die Fussmuskulatur gezielt kräftigen (siehe oben).
  • Schuhe mit unterschiedlicher Dämpfung und/oder Schuheinlagen ausprobieren: sie verändern die Muskelaktivität.