Das Karpaltunnelsyndrom tritt bei ca. 5% der Bevölkerung auf. Frauen mittleren Alters (40-60-jährige) sind laut Messungen zehn Mal häufiger betroffen als Männer. Das Syndrom beschreibt mehrere Symptome, die aufgrund einer Verengung des Karpaltunnels, der vom Handgelenk bis zur Hohlrand reicht (siehe Bild), auftreten. Dabei wird der Mittelnerv (Nervus Medianus), der neben vielen weiteren Strukturen durch diesen Tunnel verläuft, eingedrückt. Der Nerv ist für das Empfinden des Daumens, Zeigefinger und Mittelfinger und dessen motorische Funktion zuständig.

Anatomie Karpaltunnel

Welche Symptome sprechen für ein Karpaltunnelsyndrom?

Häufig beschreiben die Betroffenen ein Kribbeln und Missempfinden im Zeige-/Mittel- und Ringfinger. Das tritt im Anfangsstadium überwiegend nachts auf. Weiterhin kann es zu Schmerzen beim Greifen oder nach alltäglicher Belastung wie Gartenarbeit oder Putzen kommen. Anfangs verschwinden die Gefühlsstörungen und Schmerzen von selbst wieder. Im späteren Stadium können einzelne Finger oder die ganze Hand taub werden, sich Muskeln zurückbilden und demnach Funktionen eingeschränkt werden. Grund dafür ist, dass durch die Verengung ein erhöhter Druck auf den Nerv und benachbarte Blutgefässe stattfindet. Das führt zu einer schlechten Durchblutung und Nährstoffversorgung. In einzelnen Fällen kann es sein, dass am Daumenballen durch den Muskelschwund eine Delle zu sehen ist.

Wie wird eine Diagnose gestellt?

Der Arzt oder Therapeut wird nach der Anamnese eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei führt er spezielle Tests durch, die den Karpaltunnel verengen und mögliche Symptome provozieren. Ein zusätzliches Röntgenbild, ein Ultraschall und/oder eine elektroneurographische Untersuchung sind möglich, um sich ein spezifisches Bild von den Strukturen im Handgelenk zu machen. Je eher Sie einen Arzt aufsuchen, desto schneller und erfolgreicher ist der Heilungsverlauf.

Welche Ursachen kann das Karpaltunnelsyndrom haben?

Nach Verletzungen des Unterarms kann es im Laufe der Zeit zum Karpaltunnelsyndrom kommen. Solche Verletzungen mögen unter anderem Frakturen oder Sehnenrisse sein. Lange Zeit nach einer Verletzung kann eine Arthrose den Platz im Karpaltunnel verschmälern. Krankheiten wie Rheuma, Schilddrüsenprobleme, Diabetes oder eine Nierenschwäche können zu Wasserablagerungen und damit zu einem erhöhten Druck im Karpaltunnel führen. Hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft oder Wechseljahre begünstigen ebenfalls die Einlagerung von Wasser. Über- und Fehlbelastungen in bestimmten Berufsgruppen oder beim Sport können die Strukturen im Handgelenk so stark belasten, dass es zu einer Entzündung und Schwellung kommen kann.

Was tun?

Anfangs kann der Arzt Ihnen eine Schiene zur Entlastung des Handgelenkes verschreiben. Diese wird nachts und tagsüber bei erhöhter Belastung (z.B. viel Schreibarbeit im Büro oder Arbeiten mit dem Presslufthammer) getragen. Lesen Sie hier etwas über Beschwerdefreiheit am Arbeitsplatz. Entzündungshemmende Medikamente können über einen kurzen Zeitraum verabreicht werden. Schmerzprovozierende Tätigkeiten sollten vermieden werden, solange es keine Verbesserung gibt.

Wie hilft Physiotherapie?

Der Physiotherapeut setzt in der Behandlung verschiedene manuelle Techniken zur Mobilisierung der Gelenke und Lockerung der Weichteile ein. Taping und Stosswellentherapie können ebenso eingesetzt werden. Bleibt eine Besserung aus, können operative Massnahmen in Betracht gezogen werden. Dabei wird der Kanal erweitert und somit die eingeklemmten Strukturen entlastet. Die Schmerzen sind meist direkt nach der Operation deutlich besser. Trotzdem ist eine Physiotherapie zur Beweglichkeitsverbesserung und Kraftaufbau indiziert. Wird der Arzt zu spät aufgesucht, kann der Heilungsverlauf deutlich weniger positiv verlaufen. Ausserdem ist bei einer langen Quetschung des Nerves eine bleibende Schädigung nicht auszuschliessen.

Fazit

Beim Karpaltunnelsyndrom haben die Sehnen und Nerven im Handgelenk zu wenig Platz. Mithilfe der Physiotherapie können Sie Ihre Beschwerden am Handgelenk bearbeiten. Sollte dennoch keine Linderung auftreten, besteht die Möglichkeit zur Operation. Die Erfolgsrate liegt bei über 90%. Warten Sie am besten nicht zu lange Ihren Arzt und Therapeuten zu kontaktieren, damit sie operative Massnahmen verhindern können.