Wir alle haben uns schon mal den Fuss gestossen. Gerne trifft es den kleinen Zeh und es tut danach ein paar Minuten bis maximal ein paar Tage weh. Nicht bei Lou.

Lou Brunner hat sich 2018 den rechten Fuss gestossen. Die kleine Verletzung war nach kurzer Zeit aber nicht vergessen, sondern wurde immer schmerzhafter. Spezialisten haben ein Complex Regional Pain Syndrome (CRPS) diagnostiziert – zu Deutsch: ein komplexes regionales Schmerzsyndrom.

CRPS: das komplexe regionale Schmerzsyndrom

Warum sich ein CRPS entwickelt, ist bis heute unbekannt. Der Körper reagiert auf eine Verletzung oder Operation mit einer übermässigen Entzündungsreaktion, ohne dass eine Infektion vorliegt. Schmerzen, Schwellung, Überwärmung, Rötung und auch der Funktionsverlust der betreffenden Körperregion können sich daraus entwickeln.

Bei Lou zeigten sich genau diese Symptome: Die Schmerzen wurden immer schlimmer und er konnte seinen Fuss immer schlechter ansteuern. Doch damit nicht genug …

Bagatelltrauma am linken Fuss

Lou zog sich am linken Fuss ein Bagatelltrauma zu. Er überdehnte seine Bänder und riss sich diese an. Auch bei dieser Verletzung reagierte das Gewebe unverhältnismässig stark.

Innerhalb einer Woche verschlechterte sich die Ansteuerung der Beine massiv und sie fühlten sich «schwer und eingerostet» an. Stehen wurde schwieriger und Lou stürzte vermehrt zu Boden. Die Beschwerden nahmen zu, sodass Lou zunehmend auf einen Rollstuhl angewiesen war.

Zusätzlich zum CRPS entwickelte sich bei Lou eine neurologische funktionellen Störung und Paraplegie der unteren Extremtäten – eine Lähmung der Beine. Normales Laufen war auf einmal nicht mehr möglich. Für Lou bedeutete das einen riesigen Einschnitt in seine Selbstständigkeit.

Der Weg aus dem Rollstuhl mit Physiotherapie

Um einigermassen mobil zu bleiben, musste er lernen mit dem Rollstuhl zu fahren. Er begann mit Rollstuhlbasketball und gewann an Sicherheit und der nötigen Kraft. Zu dieser Zeit startete er auch mit Physiotherapie. Das Ziel war klar: Lou wollt wieder ohne Hilfsmittel gehen und Sport ohne Beschwerden machen können.

Langwierige Reha

Zu Beginn lief die Reha gut. Lou konnte die Beine sehr schnell wieder bewegen – jedoch unkoordiniert und nur mit grosser Anstrengung. Die Therapie fand auch zuhause statt: Er erhielt Übungen, um die Koordination und Mobilität der Beine weiter zu verbessern.

Aufrecht stehen war aufgrund der Schmerzen in den Beinen lange nicht möglich. Entsprechend wurde die Therapie an Lous Schmerzen angepasst.

Lou investierte viel Energie in die Reha steckte, einige Rückschläge ein; immer wieder ging es nicht so schnell voran, wie er sich das wünschte. Trotz grossem Durchhaltewillen musste er nach mehreren Monaten sogar eine Pause einlegen. Danach kehrte er umso motivierter zurück: Diese Motivation hält er fest und erzielt seither unaufhaltsam grosse Fortschritte.

Der Rollstuhl bleibt stehen, die Beine nicht mehr

Heute ist Lou schon fast am Ziel. In den letzten zwei Monaten schaffte er es zunächst an der Sprossenwand, dann am Rollator und nun ohne Hilfsmittel frei zu stehen.

In Innenräumen läuft er nun ganz ohne Hilfsmittel. Für kurze Strecken draussen benötigt er Gehstöcke. Lange und schwierige Strecken erfordern noch den Rollstuhl. Aber Lou wird auch das schaffen!