Die „Ice Bucket Challenge“ war 2014 ein Internet-Hype. Was auf den ersten Blick nach Spass aussah, hatte einen ernsten Hintergrund: Die Aktion sollte auf die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, aufmerksam machen und Spenden generieren, um die Forschung für die seltene Krankheit voranzutreiben. Schweizweit sind etwa 500 bis 600 Personen von ALS betroffen. Die Krankheit tritt meist zwischen dem 54. und 67. Lebensjahr auf. Prominenter ALS-Patient war Stephen Hawking, der bekannte britische Physiker und Astrophysiker.

Diagnose Amytrophe Lateralsklerose

Da der Krankheitsverlauf sehr unterschiedlich ist und die Diagnosestellung nicht durch einen einzelnen Test erfolgen kann, müssen Betroffene oft lange warten, um eine Erklärung für die Symptome und eine adäquate Therapie zu erhalten.

Zu Beginn treten vor allem motorische Probleme durch Muskelschwäche, aber auch Schluckstörungen oder Atemschwierigkeiten auf. Diese steigern sich im Verlauf der Erkrankung und führen meist zu Lähmung und Atemnot.

Wie hilft die Physiotherapie bei ALS?

Die Physiotherapie ist ein wichtiger Baustein in der multidisziplinären Betreuung von Personen mit ALS und zielt vor allem darauf ab, möglichst lange einen aktiven und grösstenteils selbstständigen Lebensstil zu ermöglichen.

Ein individuell sehr unterschiedlicher Krankheitsverlauf mit oft schneller Abnahme der Leistungsfähigkeit macht die Begleitung von Betroffenen für Therapeutinnen und Therapeuten sehr herausfordernd und eine individuell gestaltete, flexible Therapie umso wichtiger. Dabei ist die Therapie auf die Symptome, Therapieziele und jeweils aktuell vorherrschenden Beschwerdebilder abgestimmt.

In der Physiotherapie werden hauptsächlich die Probleme, die das motorische System betreffen, wie Muskelsteifigkeit, Muskelkrämpfe oder Schmerzen am Bewegungsapparat, betreut. Der Erhalt von Muskelkraft, Ausdauerfähigkeit und Beweglichkeit steht ebenfalls im Fokus.

Wenn gewisse Funktionen nicht wieder erlernt bzw. wieder hergestellt werden können, werden zusammen Kompensationsstrategien bzw. Bewältigungsmechanismen besprochen und erlernt.

Aber nicht nur bei Symptomen, die das Muskel-Skelett-System betreffen, hilft die Physiotherapie; auch bei typischen Zusatzbeschwerden wie Depression, Schwierigkeiten bei der Atmung, Herz-Kreislauf- Problemen, Angstzuständen und Schlaflosigkeit kann Bewegung und Training mit physiotherapeutischer Unterstützung helfen.

Was tun bei ALS?

Da ALS nicht nur als Krankheit des Muskel-Skelett-Systems gesehen werden kann ist die multidisziplinäre Betreuung von Betroffenen und nahestanden Personen zum Beispiel durch Psychologen, Sozialarbeiter und Ergotherapeuten empfohlen.

Aufgrund fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse, gibt es derzeit aber keine empfohlene Standardtherapie. Die Forschung konzentriert sich aktuell hauptsächlich auf medikamentöse Behandlung und die Gen – und Stammzellentherapie.

Studien zeigen, dass Training und gezielte Übungstherapie, den Abbau der Muskulatur positiv beeinflussen und Betroffene die Aktivitäten des täglichen Lebens besser bewältigen konnten. Deshalb wird diese zusätzlich zu medikamentöser Behandlung empfohlen.