Man nennt die Beschwerde auch „Frozen Shoulder“ oder „adhäsive Capsulitis“. Es ist eine der häufigsten Erkrankungen des muskuloskelettalen System. Sie geht häufig mit einer Entzündung des Schultergelenks und einer Fibrosierung der Kapsel einher. Die Fibrosierung ist eine vermehrte Ablagerung von Gewebe. Häufig ist das der Rotatorenmanschette oder auch eines oder mehrere Bänder betroffen. Die Ursache dieser Krankheit ist noch unklar. Man geht davon aus, dass geschädigte Strukturen im Gelenk das Auftreten einer Schultersteife begünstigen können. Auch Diabetes und Stoffwechselerkrankungen gelten als Risikofaktor, insbesondere nach einer Schulteroperation.

Das Krankheitsbild lässt sich in drei Phasen einteilen

Stadien Schultersteife

In den ersten zwei Monaten steht die Entzündung mit starken, akuten (Nacht-) Schmerzen und aktiven Bewegungseinschränkungen des Schultergelenks im Vordergrund. Nach ca. zwei bis hin zu sechs Monaten zeigt auch die passive Bewegung Limitationen, der Schmerz nimmt aber langsam ab. In der letzten Phase ist die Versteifung sowohl aktiv als auch passiv das Hauptproblem, die Schmerzen sind nicht mehr vordergründig. Insgesamt kann es bis zu drei Jahren dauern, bis es zur vollständigen, schmerzfreien Bewegungsfreiheit kommt.

Diagnose und Prognose

Die Diagnose stellt der Arzt mithilfe eines Gesprächs und einer körperlichen Untersuchung. Typischerweise klagt der Patient über eine schmerzhafte Innenrotation. Dies zeigt sich z.B. dann, wenn er oder sie mit der Hand hinter den Rücken greift, so wie es beim Anziehen der Jacke der Fall ist. Des Weiteren können Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Seite und nachts auftreten. Häufig beschreiben die Betroffenen den Schmerz seitlich am Oberarm. Anhand radiologischer Untersuchungen können mögliche Begleitverletzungen oder andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.

Die Schultersteife ist häufig selbstheilend, bei 50% der Betroffenen innerhalb von drei Jahren, bei 20-50% können aber gewisse Bewegungen bis zu zehn Jahre eingeschränkt sein.

Wie hilft die Physiotherapie bei einer Schultersteife?

Die Therapiemassnahmen hängen davon ab, in welcher Phase sich der Patient befindet. In der ersten Phase steht die Schmerzlinderung an oberster Stelle. Dies erfolgt mithilfe von Injektionen oder oraler Einnahme von Glukokortikoid oder Kortison. Die Physiotherapie wird meistens noch nicht begonnen, da der Patient zu starke Schmerzen verspürt. Spätestens aber in der zweiten Phase wird mit der Physiotherapie begonnen. Hier liegt der Fokus nebst der Schmerzlinderung auch auf der Beweglichkeitsverbesserung. Dabei ist wichtig, dass jede Intervention keinen Schmerz oder eine Reizung verursacht. Kälteanwendungen, passive Gelenksmobilisationen und aktive Lockerungsübungen wie Pendeln oder am Seilzug spielen eine bedeutende Rolle. Verspürt der Patient zu starke Schmerzen, kann man die Schulter auch unter Wasser therapieren. In der dritten und letzten Phase ist es wichtig, die vollständige, schmerzfreie Beweglichkeit zu erzielen und die Funktion zu verbessern. Der Physiotherapeut führt dazu verschiedene Manualtechniken oder Friktionen (spezielle Massageform) des Gewebes durch. Später werden spezielle aktive Übungen zur Kräftigung des Schultergelenks erklärt und geübt. Verbessert sich die Beweglichkeit und Funktion des Gelenks nicht und verspürt der Patient noch immer starke Schmerzen, kann eine Kapselmobilisation oder -erweiterung (Kapseldistension) unter Narkose stattfinden. Verschiedene Studien der letzten Jahre belegen aber, dass eine Kombination von Glucocorticoid-Injektion, Manualtherapie und aktiven Übungen die beste Evidenz mit guten Erfolgsaussichten zeigt.