Adrian ist 28 Jahre jung, spielt Fussball und klagt seit vielen Monaten über stechende Schmerzen vorne im Leistenbereich, die manchmal sogar bis ins Knie ausstrahlen. Oft hat er das Gefühl, dass es in der Hüfte «klemmt».

Sicher gab es die eine oder andere Verletzung beim Fussball, aber er kann keinen Unfall direkt mit den Beschwerden in Verbindung bringen. Er hat bereits den Masseur des Fussballteams befragt, seine Hausärztin und einen Orthopäden konsultiert und es mit Schmerzmittel versucht – bisher alles ohne Erfolg.

So oder ähnlich stellen sich Patienten mit Hüftimpingement (Fachbegriff Femoroacetabuläres Impingement, FAI) bei unseren Therapeutinnen im Physiozentrum vor.

Betroffene sind meist männlich, zwischen 20 und 40 Jahre alt und häufig in Sportarten aktiv, bei denen hohe Scherkräfte auf die Hüfte wirken bzw. bei denen häufige Bewegungen in maximale Beugung und Rotation gefordert sind, wie z.B. Kampfsport, Hockey oder Fussball.

Wie hilft die Physiotherapie bei Hüftimpingement?

Studien zeigen ähnliche Ergebnisse nach einer Operation und einer physiotherapeutischen Behandlung bei Hüftimpingement. Gemessen nach zwei Jahren unterscheiden sich die angegebene Funktionsfähigkeit im Alltag und im Sport kaum.

Eine physiotherapeutisch begleitete Rehabilitation nach einer Impingement-Operation führt nachweislich zu einem besseren Ergebnis hinsichtlich Funktion und Aktivität – gemessen 14 Tage nach der Operation. In dieser Studie bestand die Therapie unter anderem aus Aufklärung und Edukation, einem funktionellen und sportspezifischem Übungsprogramm sowie Training mit Geräten, einem Heimübungsprogramm, manueller Therapie, Triggerpunkttherapie, und zusätzlicher Wassergymnastik.

Bei der konservativen Behandlung mit Physiotherapie, also wenn keine Operation durchgeführt wurde, sind hauptsächlich folgende Strategien empfohlen:

  • Aktivitätsmodifikation: Provozierende Faktoren sollten kurzfristig reduziert und entsprechende Aktivitäten angepasst werden.
  • Aufklärung: Krankheitsbild und der Umgang damit sollte geschult werden, ohne Angst- und/oder Vermeidungsverhalten zu fördern.
  • Verbesserung der Neuromuskulären Funktion der Hüfte: Die tiefe Hüftmuskulatur ist meist geschwächt, was die dynamische Stabilisationsfähigkeit vermindert. Es bedarf einem funktionelles Krafttraining, Rumpfstabilisations- und Gleichgewichtsübungen. Die Belastung wird angepasst gesteigert.
  • Mobilisations- und Dehnübungen: Sie können sinnvoll sein, um eventuelle Bewegungseinschränkungen im Hüftgelenk zu verbessern.
  • Selbstmanagement: Ein Programm für ein Training nach der therapeutischen Begleitung sollte entwickelt werden.

Was ist ein Hüftimpingement?

Das Impingement-Syndrom («Einklemmung») ist eine bewegungsbezogene Erkrankung der Hüfte. Anatomisch gesehen sind der Hüftkopf und die Gelenkpfanne, oft auch die dazugehörigen Weichteile, z.B. die Gelenklippe (Labrum), betroffen. Es werden grundsätzlich zwei Arten von Impingements unterschieden:

  • Cam-Impingement: Durch eine abnormale Form des Hüftkopfes kommt es bei grossen Bewegungen zur Einklemmung bei der Hüftpfanne. Diese Art des Impingements ist besonders häufig bei jungen, athletischen Männern.
  • Pincer-Impingement: Der Hüftkopf ist mehr als normalerweise von der Hüftpfanne «überdacht», da diese tiefer ist. Von dieser Impingement-Form sind häufiger Frauen betroffen.

Eine Abnormalität beim Zusammenspiel zwischen Hüftkopf und –pfanne ist relativ häufig: In einer Studie wurden bei 25% der Männer und 10% der Frauen ein sogenanntes Cam-Impingement festgestellt, was aber nicht immer mit den typischen Symptomen einhergehen muss und daher häufig unentdeckt bleibt.

Da das eindeutige Diagnostizieren eines Hüftimpingements schwierig ist, haben Betroffene meist einen langen Weg mit vielen Konsultationen hinter sich. Aktuell wird eine Kombination aus verschiedenen Bewegungstests und bildgebenden Verfahren empfohlen, aus denen zusammen mit den Angaben der Betroffenen die Diagnose abgeleitet werden kann. Bleibt ein Hüftimpingement unbehandelt, kann es in weiterer Folge zu Abnützungserscheinungen des Gelenkknorpels und Verletzungen der Gelenklippe (Labrum) kommen.

Was tun bei Hüftimpignement?

Aktuell gibt es keine Behandlung, die wissenschaftlich belegt als Gold-Standard, also als erste Behandlung der Wahl empfohlen wird.

Eine Operation ist ein gängiges, häufig durchgeführtes Prozedere, aber bringt nur kurzfristig Vorzüge gegenüber der konservativen Behandlung. Eine Studie zeigte, dass die Beweglichkeit in Richtung Beugung und Streckung der Hüfte durch die Operation verbessert werden konnte, nicht aber die Seitwärtsbewegung. Ein spezifisches Training nach der Operation bzw. eine gezielte Rehabilitation ist daher dringend empfohlen, um funktionelle ausreichend Beweglichkeit zu erlangen.

Eine gezielte, individuell angepasste physiotherapeutische Betreuung über längeren Zeitraum (Minimum 12 Wochen) erhöht nachweislich die Lebensqualität der Betroffenen. Längerfristig (nach 2 Jahren) bringen eine Operation und eine physiotherapeutische Behandlung ähnliche Ergebnisse.