„Hallux“ ist der lateinische Begriff für grosse Zehe und „valgus“ steht für „auswärts gerichtet“. In medizinischer Fachsprache wird also als „Hallux valgus“ eine Abweichung der Grosszehe zur Körperaußenseite in Richtung der anderen Zehen bezeichnet (Valgusstellung).

Von aussen betrachtet ist die Schiefzehe gut ersichtlich: Zusätzlich zur typischen Deformität entwickelt sich eine gerötete und oft glänzende Stelle am Grosszehengrundgelenk sowie Hornhaut. Betroffene klagen über Schmerzen im Grundgelenk, welche beim Gehen verstärkt werden. Durch ständige Reizung des Nervs kann es zu Taubheit und Kribbeln in den Zehen in Ruhe und bei Belastung kommen.

Der Hallux valgus betrifft ca. 23% der 18-25-jährigen. Mit steigendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit zu. Ab 65 Jahren leiden bereits 36% an einer Schiefzehe. Frauen sind mehr als doppelt so häufig von der Erkrankung betroffen.

Anatomie

Der Hallux oder die Grosszehe wird nicht wie alle anderen Zehen durch vier Knochen, sondern nur durch drei geformt. Das Grosszehengrundgelenk kann nicht nur gebeugt und gestreckt, sondern auch leicht nach innen und aussen bewegt werden. An den einzelnen Knochen am Fuss setzten viele Muskeln und Bänder an, die einerseits Bewegung ermöglichen und anderseits Stabilität geben. Die Stabilität wird für die Aufrechterhaltung des Längs- und Quergewölbes benötigt.

Fusstatik

Wie entsteht ein Hallux valgus?

Einem Hallux valgus geht oft eine andere Fussfehlstellung voraus. Zum Beispiel kann er die Folge eines Spreizfusses sein. Bei einem Spreizfuss ist das Quergewölbe abgeflacht und der Vorfuss breiter als gewöhnlich. Es kommt zu vermehrter Belastung des Vorfusses und in weiterer Folge häufig zur Schiefzehe.

Folgende Faktoren können die Entstehung negativ beeinflussen:

  • Falsches Schuhwerk: Zu enge oder kurze Schuhe verändern die Fussstellung. Schuhe mit hohem Absatz verstärken zusätzlich die Belastung auf den Vorfuss. Häufiges Tragen von falschem Schuhwerk kann zur Abschwächung der stabilisierenden Muskulatur führen und so Fussfehlstellungen begünstigen. Bereits in jungen Jahren soll auf gutes Schuhwerk geachtet werden. Eine Studie bestätigt, dass das Tragen von zu engen oder hohen Schuhen im Alter von 20-39 Jahren zur Entwicklung eines Hallux valgus im Alter führt.
  • Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Angenommen wird, dass zusätzlich zur Schuhwahl das schwächere Bindegewebe die Entstehung begünstigt.
  • Da der Hallux valgus in bestimmten Familien gehäuft auftritt, wird auch eine erbliche Belastung vermutet.
  • Erhöhtes Körpergewicht beeinflusst die Krankheit negativ.
  • Fussfehlstellungen wie Spreizfuss oder Plattfuss fördern die Entstehung.
  • Eine zu straffe Achillessehne beziehungsweise eine zu hohe Spannung des Wadenmuskels und übermässige Beweglichkeit des Gelenks im Mittelfuss (siehe Bild: zwischen weissen und grünen Knochen) gelten ebenfalls als Ursache.

Was können Betroffene tun?

Die Wahl der Hallux valgus-Therapie hängt sehr davon ab, wie weit die Deformierung fortgeschritten ist. Lässt sich die Großzehe noch aktiv oder passiv zurück in ihre Normalposition bringen (= flexible Deformität) können nichtoperative Verfahren die Schmerzen meist wirkungsvoll lindern. Kann hingegen die große Zehe nicht mehr in die Normalposition gebracht werden (= fixierte Deformität), kommt in der Regel als Behandlung nur ein operativer Eingriff in Frage.

Konservative Behandlung:
Unterstützende Schuheinlagen helfen bei bestehenden Fussfehlstellungen, durch Unterstützung des Längs- und Quergewölbe die Druckbelastung auf gewisse Stellen zu optimieren. Besonders beim Gehen kann hier eine Fehlbewegung ausgeglichen werden. Eine weitere Möglichkeit sind Hallux valgus-Schienen, welche direkt am Grosszehengrundgelenk angelegt werden und helfen, das Abweichen nach aussen zu vermindern. Hier gibt es viele unterschiedliche Modelle. Auch Polsterungen im Schuh sind möglich und verteilen die Druckbelastung.

Fuss und Zehengymnastik hilft, die stützende Muskulatur zu stärken. Am besten fragen Sie im Physiozentrum nach professioneller Unterstützung.

Operation:
Bei jüngeren Patienten ist oft noch keine Arthrose erkennbar. Wenn bei jungen Patienten eine Operation erfolgt, dann ist das Ziel meist die Gelenkserhaltung. Das bedeutet es soll nicht weiter zu Abnützung des Gelenks aufgrund der Fehlstellung kommen. Ältere Patienten leiden meist schon unter Arthrose und somit unter starken Schmerzen oder gar einer Versteifung des Gelenks. Hier werden Teile des Grundgelenks entfernt. Die Position der Knochen wird korrigiert und unter anderem mittels Knochenhaut und Kapselanteile stabilisiert. Nach der Operation werden die Patienten mit einem Vorfuss-Entlastungsschuh versorgt. Physiotherapie ist sowohl vor als auch nach einer Operation ratsam.

Röntgenbild Hallux

Wie hilft Physiotherapie bei einem Hallux valgus?

In der Physiotherapie richtet man das Augenmerk auf die Fussstatik. Es soll herausgefunden werden, ob Fussfehlstellungen wie z.B. Plattfuss oder Spreizfuss bestehen. Zusätzlich beurteilt Ihr Physiotherapeut die Beinachse und achtet darauf, ob etwa O- und X-Beine ersichtlich sind.

Ihr Physiotherapeut wird darauf achten, dass alle Fuss- und Zehengelenke eine optimale Beweglichkeit aufweisen. Die Beweglichkeit der Gelenke kann in der Physiotherapie zum Beispiel mittels manueller Therapie optimiert werden. Hierfür wendet Ihr Physiotherapeut spezielle Handgriffe an.

Gezielte Stabilisationsübungen für den Fuss wird Ihr Physiotherapeut Ihnen auch für Zuhause zeigen. Untersucht und verbessert wird auch die Stellung des Fusses bei Belastung wie z.B. beim Gehen und Stehen. Auch die Beinachse wird -wenn nötig- mit aktiven Übungen optimiert.

Tapeanlagen mit Kinesiotape können die Fussstellung zusätzlich unterstützen.

Auch mit Fragen zur richtigen Schuhwahl oder Sportberatung können Sie sich gerne an Ihren Physiotherapeut wenden.