Migräne ist mehr als nur «starke Kopfschmerzen». Bei Migräne treten übermässig pochende, wiederkehrende Schmerzen auf – meist auf einer Seite des Kopfes und häufig in Kombination mit verschiedenen Zusatzsymptomen. In der Schweiz haben rund 1.2 Millionen Personen mit Migräne zu kämpfen, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind.

Wie hilft die Physiotherapie bei Migräne?

Studien zeigen, dass Physiotherapie die Häufigkeit, Dauer und Intensität von Migräneattacken minimieren kann. Die physiotherapeutische Behandlung sollte jedoch über einen längeren Zeitraum erfolgen, idealerweise in den beschwerdefreien Phasen und nicht während eines Anfalls.

Die Behandlung wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Je nach Beschwerden, Begleiterkrankungen sowie Art und Ursache der Migräne führen wir jeweils unterschiedliche Massnahmen durch. In allen Fällen spielt aber die Beratung zu adäquater Bewegung, Entspannungstechniken und einem gesunden Lebensstil eine grosse Rolle.

Bei Spannungskopfschmerzen

Nackenverspannungen oder andere Beschwerden der Halswirbelsäule verursachen den sogenannten Spannungs- oder zervikogenen Kopfschmerz. Diese Kopfschmerzen können zusätzlich zu den Migräneanfällen auftreten und gelten auch als Risikofaktor für die Entstehung von Migräne.  Kiefergelenksprobleme – zum Beispiel Zähneknirschen in der Nacht – oder ein Schleudertrauma stehen eng damit in Verbindung und können auch Migräne auslösen.

Geeignete Behandlungsmassnahmen wären zum Beispiel physiotherapeutische Beratung, spezifische Trainingstherapie für die Kopf- und Nackenmuskulatur, Physiotherapie bei Kiefergelenksbeschwerden, manuelle Techniken oder Massage und Dry Needling.

Bei Schwindel

Wird die Migräne ausgelöst durch oder begleitet von positionsabhängigem Schwindel, ist meist das Gleichgewichtsorgan betroffen. Physiotherapie, speziell für Schwindel, reduziert hier nachweislich die Häufigkeit der Migräneattacken.

Bei einem Schlaganfall

Migräne selbst kann schlaganfallähnliche Symptome wie Muskelspastik auslösen. Nach einem Schlaganfall tritt Migräne auch als Begleiterkrankung sehr häufig auf. Zusätzlich zur neurologischen Physiotherapie behandeln wir symptomorientiert.

 

Allgemeine Informationen zu Migräne

Migräne ist nicht gleich Migräne. Je nach Ursache oder Begleitsymptomen unterscheidet man zum Beispiel Migräne, die hauptsächlich das Gleichgewichtsorgan, das Sehsystem oder den Hirnstamm betrifft.

Symptome und Begleiterscheinungen

Es gibt unterschiedliche Migräne-Formen mit jeweils unterschiedlichen Symptomen und Begleiterscheinungen.

Bei Migräne mit sogenannter «Aura»…

…gehen den Kopfschmerzen bestimmte Symptome wie Appetitlosigkeit, Taubheit bestimmter Körperteile, Sehstörungen, oder Probleme mit dem Sprechen voraus. Besonders schwierig wird es, wenn die Migräneerkrankung chronisch ist.

Von chronischer Migräne…

…spricht man, wenn Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten auftreten. Davon müssen an acht Tagen die Kriterien einer Migräne erfüllt sein.

Bei der episodischen Migräne…

…leiden Betroffene an weniger als 15 Tagen pro Monat an Kopfschmerzen. Die Diagnose «Migräne» kann meist schon alleine auf Basis der Krankengeschichte gestellt werden.

Die Dauer der Symptome…

…beträgt zwischen vier und 72 Stunden. Dabei klagen Betroffene hauptsächlich über starke, oft einseitige Kopfschmerzen, Übelkeit sowie Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit. Je nach Art der Migräne können auch Schwindel und Sehstörungen auftreten.

Risikofaktoren

Bestimmte Trigger können eine Migräne-Aura auslösen. Beispiel dafür sind…

  • gefässerweiternde Medikamente
  • unregelmässige Mahlzeiten
  • starke Wetterumschwünge
  • Schlafmangel
  • Stress
  • starke Licht- oder Geruchsreize
  • hormonelle Einflüsse und Schwankungen, wie zum Beispiel Menstruation, hormonelle Verhütungsmittel oder Schwangerschaft
  • bestimmte Nahrungsmittel.

Migräne tritt auch häufig in Kombination mit oder als Folge von bestimmten Krankheiten wie Epilepsie, Schlaganfall oder Morbus Menière auf.

Weitere Behandlungsansätze

Migräne ist ein komplexes Krankheitsbild mit unterschiedlichen Symptomen und Ursachen. Dementsprechend weitreichend und individuell abgestimmt muss auch die Behandlung erfolgen. Dabei sollen möglichst viele Berufsgruppen gut vernetzt zusammenarbeiten. Einen besonders hohen Stellenwert haben Aufklärung und Beratung.

Sogenannte «multimodale Therapieansätze»…

…beinhalten Bewegung, Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken oder Biofeedback-Therapie. Neben der medikamentösen Therapie können zusätzlich auch alternative Heilverfahren, wie Kräuter- oder Duftstoffe Linderung bringen.

Wichtiger Hinweis

Während der Behandlung müssen auch mögliche Begleiterkrankungen wie Depression, Bluthochdruck, Schlafstörungen oder Übergewicht sowie das persönliche Umfeld berücksichtigt werden.