Ein Bandscheibenvorfall kann ganz plötzlich zu starken Schmerzen führen. Oftmals dauern diese Schmerzen aber über längere Zeit an. Vielleicht spüren Sie auch ausstrahlende Schmerzen in den Armen beziehungsweise Beinen? Möglicherweise haben Sie auch weniger Kraft in Armen oder Beinen? Das alles könnte auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten.

Aber ist denn ein Bandscheibenvorfall wirklich so schlimm und unheilbar? Und was bedeutet das jetzt für Sie? Lesen Sie weiter, um mehr darüber zu erfahren.

Die Bandscheibe: Was ist ihre Aufgabe?

Zwischen unseren Wirbelkörpern befinden sich 23 Bandscheiben. Diese dienen als Stossdämpfer, um Druck und Zug bei normalen Bewegungen auszugleichen.

Das obenstehende Bild zeigt eine schematische Darstellung einer Bandscheibe. Im Inneren befindet sich ein weicher Kern, der von einem eher straffen Faserring umgeben ist. Dieser Aufbau ist optimal, um als Stossdämpfer zu fungieren.

Weitere Funktionen der Bandscheibe

Gleichzeitig ernährt sich die Bandscheibe durch Belastung und Entlastung. Bei entlastenden Stellungen wie z.B. dem Liegen saugt sie sich voll wie ein Schwamm und nimmt Flüssigkeit sowie Nährstoffe aus dem Gewebe auf. Bei natürlichen Druckbelastungen wie z.B. dem Gehen gibt sie diese wieder ab. Dieser Wechsel zwischen Belastung und Entlastung ist nötig, damit die Bandscheibe ihre normale Form und Höhe beibehalten kann. Das Füllen mit Flüssigkeit geschieht meist über Nacht, das Abgeben während des Tages. Dies kann auch zu unterschiedlich starken Schmerzen im Tagesverlauf führen.

Bandscheibenvorfall: Was tun?

Bedeutet ein Bandscheibenvorfall, dass ich immer Schmerzen haben muss? Die Antwort ist sehr beruhigend: Sicher nicht. Wissenschaftliche Untersuchungen mit MRI bei gesunden, schmerzfreien Personen brachten folgende Ergebnisse hervor:

  • Von jungen Leuten zwischen 20 und 30 Jahren zeigten 70% Veränderungen der Bandscheibe in der Halswirbelsäule. Genau solche Veränderungen fallen in die Kategorie «Bandscheibenvorfall».
  • Bei Untersuchungen der unteren Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) wurden bei 37% der 20-Jährigen und sogar 80% der 50-Jährigen Abnützungen der Bandscheibe festgestellt.
  • Keine der oben genannten Gruppen hatte Schmerzen oder Einschränkungen im Alltag.

Das bedeutet für Sie, dass ein Bandscheibenvorfall nicht zwingend dauerhafte Schmerzen verursacht oder dass die Bandscheibe gar nicht die Ursache für Ihre Schmerzen ist. MRI Untersuchungen bereiten oftmals Angst und Unsicherheit. Daher wird ein MRI nur bei ausstrahlenden Schmerzen oder gewissen Risikofaktoren empfohlen.

Wann ist eine Operation notwendig?

Erst wenn physiotherapeutische und medikamentöse Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg zeigen oder gewisse Probleme, wie Kraftlosigkeit, über längeren Zeitraum bleiben, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Allerdings ist in nur 10% aller Fälle eine Operation nötig.

Wie hilft die Physiotherapie bei einem Bandscheibenvorfall?

Grundsätzlich ist es für die Therapie wichtig, mögliche Risikofaktoren für Ihr Problem ausfindig zu machen – zum Beispiel gewisse Fehlbelastungen oder keine adäquate Belastung für Ihre Bandscheibe. Ihr Physiotherapeut eruiert dies mit gezielten Fragen und einer Untersuchung. Dabei werden auch Tests für die Nerven durchgeführt und die Kraft der davon versorgten Muskulatur gemessen.

Danach wird die Behandlung je nach Problem und Heilungsstadium aufgebaut. Ihr Physiotherapeut hat hier eine Vielzahl an Möglichkeiten. Unten finden Sie eine kleine Auswahl:

  • Anpassung der Bandscheibenbelastung durch Verbesserung der Körperhaltung
  • Tipps für die richtige Arbeitsposition sowie richtiges Bücken und Heben
  • Gezielter Aufbau der stabilisierenden Muskulatur für die Wirbelsäule
  • Krafttraining für mögliche Schwäche in Beinen oder Armen
  • Zusätzliche passive Massnahmen z.B. Verbesserung der Beweglichkeit der Wirbelgelenke, Lockern der Muskulatur

Wie lange dauert die physiotherapeutische Behandlung?

Je nach Ausmass, Lokalisation und Fortschritt des Problems kann die Behandlung unterschiedlich lange dauern. Mindestens sieben Wochen aktive Physiotherapie sind aber zu empfehlen, um die weitere Vorgehensweise bestimmen zu können.

In dieser Zeit sollten Sie die körperliche Belastung bei der Arbeit und in der Freizeit je nach Empfehlung Ihres Arztes und Physiotherapeuten reduzieren oder anpassen. Ausserdem wird Ihr Therapeut mit Ihnen ein Heimübungsprogramm erarbeiten, das Sie für ein optimales Ergebnis auch wie empfohlen durchführen sollten.

Für weitere Fragen, wenden Sie sich gerne an Ihren Physiotherapeut oder fragen Sie im Physiozentrum nach einem freien Termin.