Das Schleudertrauma wird oft auch Beschleunigungstrauma genannt. Diese Diagnose beschreibt eine Reihe von Symptomen wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Nackenbeschwerden und Schwindel. Beim Trauma wird der Kopf im Verhältnis zum Rest des Körpers in Sekundenschnelle einmal nach vorne und wieder zurückgeschleudert. Es gibt eine Klassifikation der KNGF (Koninklijk Nederlands Genootschap voor Fysiotherapie), die diese Beschwerden in fünf Stadien einteilt (Grad 0-4), beginnend bei fehlenden Symptomen ohne körperliche Einschränkungen (0) bis hin zu Nackenbeschwerden und Brüchen oder Wirbelverschiebungen (4).

Entstehung

Meistens passiert das Schleudertrauma bei einem Autounfall, häufig sind es Auffahrunfälle von hinten oder von der Seite. Es kann aber auch bei Kampfsportarten oder durch Tauchunfälle entstehen.

Bild zeigt wie ein Schleudertrauma entsteht

Neben den oben genannten Beschwerden kann der Betroffene zusätzlich Muskelverspannungen mit Bewegungseinschränkungen insbesondere im Nacken und der Schulterpartie empfinden, sowie an Kraftverlust, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Lichtempfindlichkeit, Gleichgewichtsstörungen, Taubheit, Tinnitus und weiterem leiden. Ein Schleudertrauma kann dadurch einen hohen Einfluss auf die Lebensqualität, die Arbeit und das soziale Leben haben.

Die normale Erholungszeit dauert ungefähr 30 Tage. 85% der Betroffenen kehren innerhalb von sechs Monaten zur Arbeit und zum Alltag zurück. Chronisch wird der Verlauf, wenn nach vier Wochen der Schmerz nicht abnimmt, sich die Funktion nicht verbessert und die Teilnahme in Beruf und Alltag eingeschränkt bleibt. Die Art und Weise, wie die Betroffenen damit umgehen spielt eine bedeutende Rolle im Heilungsprozess. Die Psyche darf dabei ebenfalls nicht ausser Acht gelassen werden.

Schleudertrauma – was tun?

Nach einem Autounfall oder einem Ereignis, an dem Sie sich heftig den Kopf stossen, sollten Sie in jedem Fall zum Arzt gehen. Wenn Sie über Beschwerden berichten, wird er Ihnen Physiotherapie verschreiben. Diese Behandlung fordert häufig mehr als nur eine Serie, d.h. mehr als neun Mal. Der Physiotherapeut wird Ihnen zu Anfang Fragen zur Ursache bzw. zum Unfallhergang stellen. Ausserdem wird er sich über Ihre Schmerzwahrnehmung, Einschränkungen im Alltag, Nebendiagnosen etc. erkundigen. Im Anschluss führt er eine Untersuchung durch, um sich von Ihnen und Ihrem Problem ein genaueres, professionelleres Bild machen zu können. Er schaut sich Ihre Körperhaltung, die Beweglichkeit des Nackens und umliegenden Gelenke an und tastet die Weichteile im Nackenbereich ab. Eventuell zeigen Sie ihm gewisse Funktionen, die eingeschränkt sind, machen wenn möglich einen Krafttest und zeigen, inwieweit Ihr Gleichgewicht betroffen ist. Sollten Sie Sensibilitätsstörungen haben, können weitere neurologische Untersuchungen durchgeführt werden. Danach kann der Therapeut zusammen mit Ihnen Ihren individuellen Behandlungsplan besprechen.

Zwei wichtige Aspekte in der Behandlung von Schleudertraumata sind die Beratung und die aktive Therapie. Sie als Patient müssen das Problem verstehen, wissen was Sie zu welchem Zeitpunkt machen dürfen und wobei Sie noch Acht geben sollten. Sie lernen, wie Sie Ihr Problem selbst beeinflussen und langfristig verbessern können.

Wie hilft die Physiotherapie nach einem Schleudertrauma?

Zunächst sollten Sie sich die ersten drei Tage schonen und sich wenig anstrengen. Das bedeutet nicht, dass sie im Bett liegen müssen. Das verletzte Weichteilgewebe ist in dem Moment etwas empfindlich und muss heilen. Der Schmerz kann in dieser Phase sehr stark sein, daher können Sie eine eventuelle kurzfristige Einnahme von Medikamenten mit dem Arzt besprechen. In der Therapie können Ihnen ausserdem Tapes, sanfte Massagen der verkrampften Muskulatur und leichte Beweglichkeits- und Dehnübungen helfen. Nach vier Tagen sollten Sie den Körper wieder etwas mehr belasten und Ihre Funktion verbessern. Die Funktion wird mithilfe von physiotherapeutischen Massnahmen gesteigert. So können zum Beispiel manuelle Handgriffe die Beweglichkeit im Nacken vergrössern und gewisse Defizite anhand von einfachen Übungen abgebaut werden. Nach drei Wochen ist es wichtig, dass Sie sich wieder normal bewegen. Letzteres ist keinesfalls gesundheitsschädlich, denn nach drei Wochen ist die Gewebsverletzung so verheilt, dass der Nacken jeglicher Belastung und Kräfte wieder standhalten kann und muss. Achten Sie darauf, dass Sie die Aktivitäten gut dosieren. Schmerzhafte Positionen und unangenehme Situationen sollten Sie mit dem Physiotherapeuten besprechen. Seien Sie bei vorübergehenden, ansteigenden Schmerzen nicht ängstlich, die Gewöhnung an den Alltag braucht Zeit. In dieser dritten Phase ist es essentiell, dass Sie die Muskulatur Ihres Nackens aufbauen und stärken.

Die derzeitige beste Evidenz zeigt ein Therapieansatz, der sich auf die frühzeitige Beweglichkeitsverbesserung, Korrektur der Körperhaltung, aktive Übungstherapie und Beratung bezieht. Dieser Ansatz bringt Ihnen vielversprechende Ergebnisse und langfristige Verbesserungen. Zu viel Ruhe, Massagen und Nackenpolster zeigen in der Wissenschaft sehr schlechte und geringe Erfolge.