Erst der Schicksalsschlag, dann der lange Weg zurück ins Leben – Max Steiner* gab sich fast auf und begann dann wieder an sich und seinen Körper zu glauben. Mit der richtigen Physio und einem starken Willen erzielte er viele Fortschritte, die er sich nie erträumt hätte. Wir haben mit dem 49-Jährigen gesprochen.

Max, wie kam es zur Hirnblutung – kannst du dich an den Tag erinnern?

Ja, sehr gut sogar – allerdings fingen die Beschwerden schon ein halbes Jahr früher an. Es kam schleichend und dann alles sehr plötzlich. Nach dem Training merkte ich, dass irgendwas anders ist. Beim Treppenlaufen hatte ich extreme koordinative Schwierigkeiten. Das war mal besser, mal schlechter.

Wie hast du reagiert?

Ich liess mich bei diversen Ärzten untersuchen. Nach sechs Monaten erhielt ich die erste Diagnose: eine gutartige Anomalie im Hirn – leider eine Fehlinterpretation der behandelnden Ärzte. Einen Monat später kam es zur Hirnblutung selbst. Ich war an dem Abend noch duschen, danach brach ich plötzlich zusammen.

Welchen Schaden hat dir die Hirnblutung zugefügt?

Auf der linken Seite litt ich an starken Sensibilitätsausfällen und Kraftverlust. Auch meine Sicht war beeinträchtigt, links unten sah ich nichts mehr. Ich ging auf wackeligen Beinen, das Treppensteigen war sehr schwierig. Ich hatte meine Beinkontrolle verloren, konnte den linken Fuss nicht mehr abrollen etc.

Wie schwer war es für dich, wieder ins Leben zurückzufinden?

Ehrlich: nicht besonders einfach– es war ein extrem langer Weg, der nie zu Ende zu sein schien. Zunächst musst du dich mit deiner Situation abfinden, einige zerbrechen daran – für mich jetzt sehr verständlich. Aber ich habe nie aufgegeben, ich wollte wieder leben.

Inwiefern hat dir die Physio geholfen?

Zuerst war ich in Zielschlacht in Reha, dann in Zürich in Neurophysio. Aber irgendwie kam ich nach vier Jahren dort nicht mehr wirklich weiter. Mir wurde auch gesagt, dass nicht mehr viel passieren wird. Das konnte ich nicht so stehen lassen. Ich wollte mehr, ich wollte Neues.

Wie ging es weiter?

Ich startete einen neuen Versuch und setzte auf Medizinische Trainingstherapie im Physiozentrum Oerlikon. Einmal pro Woche arbeitete ich mit meinem Körper an meinem Körper – ich wollte einfach zurück ins Leben. Die Physiotherapeutin begleitete mich auch nach Hause. Sie zeigte mir Übungen, die ich selbst zu Hause machen konnte. Und das war entscheidend. Ich war froh, endlich eine Physio gefunden zu haben, die diesen Weg mit mir zusammen ging und mich forderte.

Was wurde konkret gemacht?

Wir starteten mit intensivem Training für Kraft, Ausdauer, Koordination, Stabilität und Gleichgewicht – seit Dezember 2018 bis zu vier Mal pro Monat. Heute gehe ich praktisch ohne sichtbare Defizite. Einzig wenn ich müde bin, treten Krämpfe (Spastik) im linken Arm auf. Auch das Treppensteigen funktioniert wieder super – mit guter Beinkontrolle und praktisch ohne Sturzgefahr.

Hättest du je gedacht, dass du derartige Fortschritte machen würdest?

Anfangs nicht. Ich dachte zuerst, nach der Neurophysio wäre Schluss – aus, das war’s für mich. Aber dann kam die neue Physio und es ging tatsächlich weiter. Ich spürte den Drang in mir, mehr erreichen zu wollen.

Und was ist deine Strategie?

Wichtig ist, dass man die Realität nicht aus den Augen verliert und sich kleine Etappenziele setzt. Das hilft enorm, den Glauben an sich selbst nicht zu verlieren. Jetzt weiss ich, dass es immer irgendwie weitergeht. Ich bin mir auch sicher, dass ich in den nächsten Jahren weiter Fortschritte erzielen werde. Ich freue mich jetzt schon auf meine Erfolge – ganz besonders auf die kleinen.

*Name wurde auf Wunsch des Betroffenen geändert.