Beim Stehpaddeln gleitet man auf einem Brett über das Wasser. Das ist gut für die Muskeln und fürs Gleichgewicht.

Früh am Morgen ist der See noch ruhig – es hat keine Motorboote und kaum Leute, die baden. Zu dieser Tageszeit paddelt Alena Schubiger aus Zürich am liebsten. Dabei steht sie auf einem langen Surfbrett und bewegt sich mit Hilfe eines Paddels vorwärts. Vor drei Jahren verletzte sie sich beim Handball­spielen am Knie und war auf der Suche nach einer neuen Sportart. Das Stand Up Paddling – auf Deutsch Stehpaddeln – gefiel ihr auf Anhieb. «Ich kann je nach Lust und Laune intensiv oder gemütlich trainieren – das mag ich.» Ist die 27-Jährige allein auf dem See, ­paddelt sie schnell und sportlich. Ist sie mit Freunden unterwegs, gehören eine ­Pause zum Plaudern oder ein Sprung in den See dazu.

Stehpaddeln beansprucht den ganzen Körper. Sportwissenschafter Daniel Engelhard arbeitet im Kompetenzzentrum Orthopädie St. Gallen und beschäftigt sich schon länger mit dieser Sportart. Er sagt: «Beim Paddeln trainiert man mehrere Muskelgruppen gleichzeitig.» Das sei wichtig für alltägliche Bewegungen wie Aufstehen, Gehen oder etwas aufheben. Beim Stehpaddeln trainiert man zum einen Arme und Beine. Und weil man auf dem Brett die Bewegungen der Wellen ausbalancieren muss, werden zum anderen auch Bauch, Rücken und Gleichgewicht gestärkt. Engelhard empfiehlt diesen Sport deshalb auch Senioren: «Eine gute Balance schützt vor Stürzen.»

Anfänger sollten es langsam angehen

Eine brasilianische Studie bestätigt das: Die Forscher untersuchten, ob Stehpaddeln das Gleichgewicht von älteren Leuten verbessert. Dazu unterteilten sie Teilnehmer in zwei Gruppen: Eine paddelte auf dem Brett, die Kontrollgruppe ging spazieren. Ergebnis: Bei den Stehpaddlern verbesserte sich die Balance, bei den Spaziergängern hingegen veränderte sich nichts.

Brett und Paddel kann man in Badis oder in der Nähe von Seen und Flüssen mieten. Im Strandbad Lido in Luzern etwa kostet eine Stunde Stehpaddeln 25 Franken, im Seebad Enge in Zürich 34 Franken.

Das Unfallrisiko ist zwar klein – doch immerhin rückt die Seepolizei Zürich laut eigenen Angaben etwa drei Mal jährlich wegen eines Stehpaddlers aus. Meist seien Wind und Ermüdung das Problem. Im letzten Jahr ertrank ein 72-Jähriger im Neuenburgersee, nachdem er vom Brett gefallen war. Um das Unfallrisiko zu senken, sollte man sich vor dem Paddeln immer übers Wetter informieren (siehe Tipps).

Für Anfänger gilt: Zuerst kurze Touren machen und nicht mehr als zwei bis drei Mal pro Woche aufs Brett. Der Physiotherapeut Jan Peters aus Wil SG rät zudem, die Intensität langsam zu steigern: «Wert zum ersten Mal paddelt, braucht viele Muskeln, die er sonst weniger belastet.» Deshalb sollte man vorher den Körper aufwärmen. Peters empfiehlt leichtes Joggen, Kniebeugen und Armkreisen.

Beim Paddeln sollte man immer wieder die Seite wechseln. So lässt sich eine einseitige Belastung vermeiden. Jan Peters: «Rücken- oder Schulterschmerzen nach dem Training können ein Hinweis sein, dass man den Körper nicht gleichmässig belastet hatte.»

Tipps

  • Gehen Sie nur bei gutem Wetter aufs Brett: Wind und grosse Wellen sind gefährlich.
  • Paddeln Sie auf Knien, wenn Sie sich stehend unsicher fühlen.
  • Die Verbindungsleine dient im Notfall als Schwimmhilfe – trennen Sie sie nicht vom Brett.
  • Tragen Sie eine Rettungsweste, wenn Sie weiter als 300 Meter vom Unfer entfernt sind.
  • Stehpaddler müssen Kurs-, Segelschiffen und Badenden ausweichen. Bei Motorbooten haben sie Vorfahrt.
  • Fahren zwei Paddler aufeinander zu, weichen beide von ihrer Seite aus nach rechts aus.

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Quelle: Gesundheitstipp 06/2018 vom 13. Juni 2018, von Tamara Tiefenauer, Redaktorin Gesundheitstipp